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Author: Redaktion

Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone

Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone

Foto: Stadttheater Gießen, mit freundlicher Genehmigung von Rolf K. Wegst.

Am Freitag, den 17.03.2017 sahen wir im Gießener Stadttheater „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ nach dem Roman von Mark Haddon. Abdul M. Kunze, zuständig für Kinder- und Jugendtheater hat die Bühnenfassung dieses Romans mit großem Erfolg inszeniert. Das zeigte sicht auch daran, dass das Theater wieder rappelvoll war.

Wir bekamen einen Einblick in das Leben eines autistischen Jungen, der aus seiner fest gefügten kleinen Welt ausbricht, um den Mörder eines Hundes zu finden. Es begann mit einer komplizierten Abfolge von Klatschen, Schnipsen und Stampfen, was wir uns zunächst nicht erklären konnten. Dann stellte sich heraus, dass dieser sich öfters wiederholende Rhythmus Christopher zu beruhigen schien, wenn die jeweilige Situation ihn überforderte. Er weiß zwar alles über Mathematik und Physik, aber Unordnung, Überraschungen und fremde Menschen versetzen ihn leicht in Panik.

Mutig bricht er auf der Suche nach dem Hundemörder aus seiner kleinen Welt auf und beginnt eine spannende Reise, die sein bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellt. Dabei muss er lernen, was es heißt, in der komplizierten Welt der Erwachsenen zu leben. Seine Lehrerin Siobhan tritt als Erzählerin auf und ließ uns so an seiner komplizierten Gedankenwelt teilhaben. Sie ermutigt ihn, ein Buch über seine Suche zu schreiben und half ihm in schwierigen Situationen.

Als am Ende Christopher seine Abiturprüfung in Mathe abgelegt hat und mit neuem Selbstvertrauen »Ich kann alles« sagt, dann war das für ihn ein superguter Tag. Schließlich stellt er fest, dass man alles schaffen kann, wenn man nur an sich glaubt und – er will sogar studieren. In Gießen.

Das Bühnenbild war recht spartanisch. Farbige Koffer in unterschiedlicher Größe symbolisierten Wohnung, Garten, Bahnhof, U-Bahn und Schule.

In der Gießener Allgemeinen Zeitung war über den Hauptdarsteller zu lesen: „Maximilian Schmidt spielt Christopher Boone auf sehr anrührende Weise, macht ihn zum Sympathieträger. Ihm gelingt es, das nerdige Verhalten des Jungen, der zwar in Mathe ein Genie ist, aber kaum in der Lage ist, Gefühle zu deuten, auf eher zurückhaltende Art zu zeigen. Mit starrem Gesichtsausdruck, hölzernen Bewegungen und unemotionalem Ton charakterisiert er Christopher vortrefflich, ohne ihn zum Freak zu machen. Zu Recht gibt es dafür am Ende vom Publikum auch lautstarken Applaus“.

Maximilian Schmidt hatten wir bereits als jungen Grenzgänger im „Weibsteufel“ gesehen.

GS

Fotos: Stadttheater Gießen, mit freundlicher Genehmigung von Rolf K. Wegst.

La Traviata, Stadttheater Gießen

La Traviata, Stadttheater Gießen

La Traviata, Oper von Giuseppe Verdi im Stadttheater Gießen am Samstag, 11.02.2017

Und wieder waren es fast 80 Mitglieder die eine grandiose Vorstellung im Stadttheater Gießen erlebten.

Verdis große Oper nach dem Roman „Die Kameliendame“ von Alexander Dumas gehört zu den erfolgreichsten Opern der Musikgeschichte. Erzählt wird die tragische Geschichte der Kurtisane Violetta Valéry, die zur Liebenden wird und aus Liebe auf ihr Glück verzichtet: Auf einem Fest in ihrem Palais in Paris lernt die gesundheitlich angeschlagene, begehrte Violetta Valéry  ihren heimlichen Verehrer Alfredo Germot kennen, der ihr seine Liebe gesteht. Beeindruckt und zum ersten Mal in ihrem Leben ebenfalls verliebt, schenkt sie ihm eine Kamelie und verspricht ihm, ihn wieder zu treffen, wenn die Blume verwelkt ist. Tatsächlich kehrt sie ihrem mondänen Leben den Rücken und zieht aufs Land. Unverkennbar die landschaftliche Idylle: Violetta im Garten mit Gummistiefeln und Strickjacke, Alfredo mit Fahrrad, im Hintergrund blühen Sommerblumen.

Während Alfredo eines Tages nach Paris muss, erhält Violetta Besuch von seinem Vater, der sie drängt, die nicht standesgemäße Beziehung zu Alfredo zu lösen. Violetta verteidigt ihre Liebe, willigt aber schließlich unter dem starken Druck des alten Germot ein und reist nach Paris. In dem berühmten Film „Die Kameliendame“ mit Greta Garbo in der Rolle der Violetta spricht diese den inhaltsschweren Satz: „Gott, gib mir die Kraft das zu tun, was ich tun muss, damit mein Geliebter mich hasst.“

Später in Paris: auf einem Fest trifft Violetta Alfredo wieder, der die Hintergründe ihrer Abreise nicht kennt. Er reagiert voller Eifersucht und demütigt sie öffentlich, in dem er ihr Geld für ihre Liebesdienste vor die Füße wirft. Zu spät erfährt er, dass sie ihre Liebe für ihn und seine Familie geopfert hat. Als er voller Reue zu ihr eilt, findet er sie bereits todkrank. Bei seinem Erscheinen flackert ihr Lebenswille noch einmal kurz auf. Sie richtet sich auf und mit den Worten „ich liebe, ich lebe“ stirbt sie in seinen Armen.

Schon die melancholische Ouvertüre lässt – ebenso wie das Vorspiel zum letzten Akt –  das tragische Ende ahnen. Einzigartig war die Sopranistin Dorothea Maria Marx in der Rolle der Violetta, die ihr Debüt in Gießen gab. Ihre innige Darstellung einer liebenden und leidenden Frau war sehr bewegend und ihre ergreifende Sterbeszene rührte zu Tränen. Auch Giuseppe Talamo als Alfredo Germont und Alexander Hajek als Vater Giorgio Germont sowie die in Lich geborene Mezzosopranistin Michaela Wehrum in der Rolle der Zofe Annina begeisterten mit ihren Stimmen.

Diese Oper mit all ihren Darstellern war Kunstgenuss pur!

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Rolf K. Wegst,
Stadttheater Gießen.

„Dolce“ in Bad Nauheim

„Dolce“ in Bad Nauheim

Foto: Gisela Schmiedel

Besuch des Kulturrings des Neujahrsvarietes im „DOLCE“ in Bad Nauheim am Dienstag, den 24.01.2017. Im Bad Nauheimer Kurpark befindet sich das Luxushotel „Dolce“. Schauplatz des Neujahrs-Varietés ist das historische Jugendstil-Theater mit 730 Sitzplätzen und 250 qm Bühne. Nachdem es im Jahr 1980 bis auf die Grundmauern abgebrannt war, wurde es im Jugendstilcharakter wieder aufgebaut. Seither gilt es als eines der schönsten hessischen Theater.

Da sich für diese Fahrt über 80 Mitglieder angemeldet hatten, mussten wir zum ersten Mal mit zwei Bussen der Firma Plus-Bus Tours zur Abendvorstellung anreisen. Der Run auf die Karten zeichnete sich schon bald nach der ersten Veröffentlichung des Theaterprogramms 2016/2017 im vorigen August ab: innerhalb von 4 Wochen waren die 45 bestellten Karten für das Variete ausverkauft, sodass noch einmal nachbestellt werden musste.

Dieses internationale Neujahrs-Varieté des Energieversorgers OVAG hat im „Dolce“ bereits Tradition: Zum 15. Mal hebt sich im Januar 2017 um 20.00 Uhr der Vorhang für einen einzigartige Mix aus atemberaubender Akrobatik und fantastischen Shows. 45 Artisten aus 12 Nationen bringen die Theater-Besucher zum Staunen, Bangen und Lachen. Nur die besten Künstler werden verpflichtet und die Show ist jeweils lange vorher ausgebucht.

Was uns dort geboten wurde, war ein Highlight der Extraklasse. Solch sensationelle Aufführungen kennt man meist nur aus dem Fernsehen. Uns stockte so manches Mal der Atem bei den tollkühnen Sprüngen und Saltos.

Viele der Künstler sind bereits beim berühmten Zirkusfestival in Monaco aufgetreten sowie  im größten Zirkus der Welt Barnum and Bailey. Die drei Stunden Weltklasse-Varieté vergingen wie im Flug, so kurzweilig erschien es uns.  Durch das Programm führten die CHICKS ON SWING, drei junge Damen, die uns auch mit Gesangs- und Tanzeinlagen unterhielten.

Zu Beginn der Vorstellung zeigten 8 junge Männer, das ungarische FACE-TEAM, eine artistische Basketball-Leistung, die olympiareif ist. In einem Affenzahn katapultieren sie sich mittels eines Trampolins in die Luft und versenkten den Ball im Korb. Seit ihrem Sieg in der englischen Fernseh-Show „Britain´s Got Talent“ –  dem Pendant zum „Supertalent“ von RTL –  gehören sie zur Weltspitze.

Der Comedy-Jongleur  STEVE ELEKY aus Ungarn gab im ersten Teil im Schottenrock eine Jongleur-Nummer mit skurrilen Witzen zum Besten gibt. Später betrat er als Zauberer die Bühne, der – sich halb totlachend – den Zuschauern seine Zaubertricks verträt. Auch wir mussten uns so manche Lachträne aus den Augen wischen. Steve Eleky vertritt an 4 Tagen im Januar den  weltberühmten Clown, Magier und Comedian Housch-ma-Housch aus der Ukraine.

Eine der wenigen deutschen Künstler war der Einradartist TONY FARELLO aus Berlin. Er zeigte eine rasante Einradshow. Seine ebenfalls Einrad fahrende  Partnerin Frau Schmidt aus Radebeul  war anscheinend erkrankt, so agierte als „ Beischläfer“ die Putzfrau aus der Uckermark.

Die BIANCA FARLA´s SHOWGIRLS OF MAGIC  zeigten erstaunliche Tricks – vor unseren Augen verschwanden die Frauen ins Nichts. Dem Frauen-Quartett aus den Niederlanden wurden von dem  Magier David Copperfield Aufführungsrechte für einige seiner Illusionsnummern eingeräumt.

Danach folgte der Ausnahmeartist  ENCHO KERYAZOV. Der Bulgare machte u.a. einen Handstand auf 2 dünnen Metallstangen, die auf einer Reihe von wackligen Backsteinen auf seinem Showtisch standen,  bevor er mit einem Salto wieder auf die Bühne sprang.

Hoch hinaus ging es mit den 10 rumänischen Artisten der TROUPE FANTASY. Sie zeigten spektakuläre Sprünge vom Schleuderbrett aus. Wir hielten den Atem an, als sie fast bis an die Decke katapultiert wurden. Nach  Schrauben und Überschlägen landen sie dann wieder auf den Schultern der Fänger.

Die zierliche Italienerin SHIRKLEY LARIBLE zeigte eine Übung, die viel Kraft kostete. An zwei langen Bändern schwebte sie elegant in die Höhe und zeigte verschiedene Figuren. Sie dreht sich ein, lässt sich fallen und hangelt sich wieder hoch.  Die Luftakrobatin hat Engagements im Zirkus Roncalli und im Zirkus Knie.

Nach der Pause ging es weiter mit der waghalsigen Show des DUO`s VANEGAS aus Kolumbien.  Scheinbar mühelos sprangen und liefen  die Artisten auf einem sich drehenden „Todesrad“ in  12 Metern Höhe. Die hohen Absprünge und scheinbaren Beinahestürze sorgten bei den Zuschauern für Nervenkitzel.

Den nächsten Auftritt hatten die GIANG BROTHERS aus Vietnam. Atemlose Stille herrschte, als die beiden Brüder Kopf-auf-Kopf vorwärts und rückwärts einige Treppenstufen zum Showtisch emporstiegen. Sie haben es ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft, als sie vor einer spanischen Kathedrale Kopf auf Kopf 99 Stufen innerhalb von 52 Sekunden hinaufgestiegen sind.

Das TRIO BELLISSIMO  – Schlangenmenschen. Drei anmutige junge Frauen aus Kiew formten mit ihren Körper immer wieder neue menschliche Skulpturen, so dass man allein vom Zuschauen schon Schmerzen bekam. Mit Eleganz und Grazie bewegen sich die drei so anmutig und verbiegen dabei ihre Körper, als ob sie Knochen aus Gummi hätten.

Großes Erstaunen löste auch das DUO URUNOV aus Russland aus. Wie von Zauberhand wechselte die Dame in sekundenschnelle ihre Kleider. Von einer Sekunde auf die nächste steht sie im neuen Dress da, und sorgte so im Publikum für ungläubige Blicke. Wir waren verblüfft – wie kann das sein?! Ihre Tochter LAURA URUNOVAbeeindruckte mit einer Hundedressur: Pudel unterschiedlicher Größe brachten mit ihren Tricks die Zuschauer zum Schmunzeln.

Aus Ecuador kamen die 4 CEDENOS. Sie  zeigten eine der schwierigsten artistischen Disziplinen überhaupt, indem sie sich gegenseitig durch die Luft wirbeln. Dem Publikum stockt kurz der Atem, als einer der Cedeños-Brüder stürzt – doch alles gut, es ist nichts passiert,  wobei das auch durchaus gewollt sein kann. Als ob es nicht Nervenkitzel genug gäbe!

Der chinesische Artist KAI CAO  jonglierte mit unglaublicher Geschwindigkeit mit seinen Bällen. Während er dazu auch noch treppauf  und treppab steppte, jonglierte er mit den Bällen auf dem Boden, dabei nahm die Anzahl der Bälle ständig zu, genauso wie die Geschwindigkeit.

Am Ende gab es lang anhaltenden Beifall und stehende Ovationen, als sich die Künstler alle noch einmal vor dem begeisterten Publikum verneigten.

Übrigens:
Das Hotel „Dolce” wird zu “Conparc Hotel & Conference Centre Bad Nauheim” umbenannt. Aufgrund komplizierter Eigentümerverhältnisse und Rechtsbeziehungen darf der Name „Dolce“ ab 2017 nicht mehr verwendet werden. Die Wyndham-Worldwide-Hotel Group aus den USA, zu der das „Dolce“ gehört, hatte diesen Markennamen erworben und nun weiterverkauft. Es ist also nicht das Hotel verkauft worden sondern nur der Markenname „Dolce“. Ob dieser Name bald durch »Wyndham« ersetzt wird, ist noch nicht entschieden. Die Wyndham-Worldwide-Hotelgruppezählt mit  ihren rund 6500 Hotels weltweit zu den größten Hotelkonzernen der Welt, darunter auch die Ramada-Hotels.

Fotos: Gisela Schmiedel

Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach

Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach

Foto: (gemeinfrei) Johann Sebastian Bach

Überpünktlich trafen wir am Mittwoch, den 7. Dez. 2016 in der katholischen Kirche St. Walpurgis ein. Während wir noch einige Minuten in dem kalten Vorraum der Kirche ausharren mussten, konnten wir den Dirigenten Jan Hoffmann beobachten, der noch letzten Schliff an Chor und Orchester legte.

Eine freundliche Mitarbeiterin der Wetzlarer Singakademie hatte für die fast 50 Mitglieder des Kulturrings die vorderen Bänke reserviert.  Das Weihnachtsoratorium ist ein sechsteiliges Oratorium für Solisten, gemischten Chor und Orchester. Das gesamte Werk kommt selten zur Aufführung, sondern hauptsächlich die ersten drei Kantaten, die Bach für die Weihnachtsgottesdienste komponiert hat.

„Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage“, mit Pauken und Trompeten begann das bekannte Chorwerk. Die Verkündigung der Weihnachtsgeschichte wurde uns in feierlichen Chorälen und Arien zu Gehör gebracht. Unter der musikalischen Gesamtleitung von Jan Hoffmann spielte das Philharmonische Orchester des Stadttheaters Gießen. Im Mittelpunkt stand ein Riesenchor – bestehend aus dem Chor des Stadttheaters, dem Gießener Konzertverein sowie der Wetzlarer Singakademie.  Nicht wenige der Choräle kamen uns bekannt vor: Johann Sebastian Bach greift in seinem Oratorium auf Texte und Kompositionen von Paul Gerhard und auf  Martin Luther zurück.

Die Solisten waren der Bassbariton Simon Bailey, Ensemblemitglied der Oper Frankfurt und Gastsänger an der Mailänder Scala, Naroa Intxausti, die bis zur vorigen Spielzeit dem Gießener Ensemble angehörte, sowie die beiden neuen Sänger am Stadttheater Clemens Kerschbaumer und Maria Seidler.

Das Publikum war begeistert, es erlebte eine Sternstunde der Kirchenmusik. Nach dem letzten Takt des Weihnachtsoratoriums verklungen war, standen die Besucher in der vollbesetzten Kirche auf und spendeten Chor, Orchester und Solisten lang anhaltenden Beifall.

Romulus der Große

Romulus der Große

Romulus der Große

Am Samstag, den 19.11.2016 sahen wir eine wahrhaft unhistorische Komödie von Friedrich Dürrenmatt. Da thronte Kaiser Romulus meist auf seiner Hühnerleiter und interessierte sich nur für die Legegewohnheiten seiner kaiserlichen Hühner. Eingehende Meldungen über den Einmarsch der Germanen oder dem drohenden Staatsbankrott interessierten ihn nicht. Er sehnte sich vielmehr danach, die grausame Vergangenheit seines Imperiums hinter sich zu lassen und lässt die verzweifelten Appelle seiner Getreuen, den Germanen Einhalt zu gebieten, unbeachtet.

Seine Tochter Rhea will sogar ihren Geliebten verlassen um den reichen Hosenfabrikanten Cäsar Rupf – unschwer als Donald Trump zu erkennen – heiraten, damit dieser mit seinen Millionen das Reich retten kann. Doch Romulus weicht nicht von seinem Verständnis für Gerechtigkeit ab, der findet die Liebe zu einem Menschen sei wichtiger als die Liebe zum Vaterland.

Nachdem der erste Akt ziemlich schrill und voller Klamauk war, wurde im zweiten Akt verständlich, um was es Kaiser Romulus letztendlich ging. Durch sein politisches Nichtstun will er „dem blutigen und mörderischen Imperium“ ein Ende bereiten. „Rom kannte die Menschlichkeit, aber es wählte die Tyrannei« war einer von vielen Sätzen die zum Nachdenken anregten.

Aber die Rechnung des Kaisers geht nicht auf: Als die Germanen schließlich ankommen, muss er einsehen, dass der Germanenfürst Odoaker ein ebenso kriegsmüder Herrscher ist wie er: „Heldentum langweilt mich zum Tode“. Und nicht nur das, den beiden gemeinsam ist auch noch das Hobby „Hühnerzucht“. Zu guter letzt führt Odoaker auch noch dem staunenden Romulus die neueste Mode der Germanen, die Hose samt Hosenträgern, vor. Romulus’ Plan zur Vernichtung des Imperiums scheitert, er wird in Pension geschickt.

Neben dem Erfolgsstück „Besuch der alten Dame“ von Dürrenmatt ist „Romulus der Große“ eher weniger bekannt. Zu Unrecht, finden sowohl Dramaturgin Cornelia von Schwerin als auch die Gastregisseurin Astrid Jacob, die als ehemalige Kabarettistin der Lach- und Schießgesellschaft auch schon für die „Die Schmachtigallen“ die Revuen COMEDIAN HARMONISTS, MANNSBILDER und FRAUENFLÜSTERER inszenierte.

Fotos: Rolf K. Wegst, mit freundlicher Genehmigung des Stadttheaters Gießen

Kulturring hat jetzt 300 Mitglieder

Kulturring hat jetzt 300 Mitglieder

Stellv. Vorsitzender Hartmut Winkler, 300. Mitglied Susanne Gimbel und 1. Vorsitzender Herwig Stein

Der 1. Vorsitzende des Kulturrings Allendorf/Lumda Herwig Stein und sein Stellvertreter Hartmut Winkler konnten am 18. Juni 2016 Frau Susanne Gimbel im Allendorfer Stadtteil Climbach als 300. Mitglied im Kulturring herzlich begrüßen.

Herwig Stein war besonders erfreut darüber, dass der Aufwärtstrend beim Kulturring unvermindert anhält, und die Veranstaltungsangebote auf zunehmendes Interesse bei der Bevölkerung stoßen. Der Kulturring Allendorf wurde am 05.01.1951 gegründet und hatte im Jahre 2010 221 Mitglieder, die aus Allendorf, den Nachbargemeinden Rabenau, Staufenberg, Lollar, Wettenberg, Ebsdorfergrund, Marburg sowie aus verschiedenen andern Gemeinden kommen. In diesem Jahr konnte der Verein inzwischen einen Zuwachs von 28 neuen Mitgliedern verzeichnen.

Diese Entwicklung sieht der Vereinsvorstand auch als Verpflichtung, sich weiterhin intensiv darum zu bemühen, seinen Mitgliedern und allen Interessierten, auch in Zukunft ein interessantes und ausgewogenes Programm kultureller Veranstaltungen anzubieten.

Die weiße Dame

Die weiße Dame

Am 5. Mai 2016 besuchte der Kulturring Allendorf e.V. „Die weiße Dame“ im Stadttheater Gießen, eine Oper von François-Adrien Boieldieu.

Das  Stadttheater Giessen ist seit einigen Jahren bekannt dafür, fast vergessene Werke mit beachtlichem Erfolg auf die Bühne zu bringen. So z.B. „Lo Schiavo“ von Carlos Gomes, und „ Linda di Chamounix“ von Gaetano Donizetti. Wir haben beide Werke in den letzten Jahren gesehen und sind nicht enttäuscht worden. So haben wir es auch in diesem Jahr wieder gewagt, eine völlig unbekannte Oper in unser Programm aufzunehmen: Die weiße Dame von François-Adrien Boieldieu – in die deutsche Sprache übersetzt von dem Regisseur Dominik Wilgenbus. Leider waren die Texte akustisch nicht besonders gut zu verstehen. Aber uns wurde bald klar, um was es ging:

Der Offizier George Brown platzt in die Tauffeierlichkeiten beim schottischen Pächter Dikson und seiner Frau Jenny und erfährt, dass Dikson einst von der „weißen Dame“, die auf dem nahen Schloss von Avenel umhergeistern soll, Geld bekam und dafür versprochen hat, der „weißen Dame“, wenn die Zeit gekommen ist, zu Diensten zu sein. Als ein Brief eintrifft, der an dieses Versprechen erinnert, bekommt es der Pächter mit der Angst zu tun und George Brown macht sich an seiner Stelle auf den Weg ins Schloss. Dort hat der Gutsverwalter Gaveston das Anwesen bewusst herunter gewirtschaftet, um es in einer Versteigerung günstig in seinen Besitz zu bringen. Sein Mündel Anna hat sich vor kurzem in George Brown verliebt, der nicht weiß, dass er der rechtmäßige Erbe des Schlosses Avenel ist. Auf Anweisung der weißen Dame ersteigert er das Schloss, obwohl er völlig mittellos ist. Anna, die den Ahnenschatz der Avenels verwaltete,  tritt als „weiße Dame“ auf und enthüllt Georges Identität. Ende gut, alles gut.

Diese – doch etwas abstruse –  Geschichte wurde von den Akteuren in ihren knallbunten Kostümen mit viel Witz und großer Spielfreude dargestellt.  Es stimmte wieder alles: großartige Stimmen, allen voran der aus Wien stammende Tenor Clemens Kerschbaumer in der Rolle des Offiziers George sowie die spanische Sopranistin mit dem unaussprechlichen Namen Naroa Intxausti, die bereits seit 4 Jahren zum Gießener Ensemble gehört. Und natürlich die die temperamentvolle schmissige Musik des Komponisten François-Adrien Boieldieu.

Bei dieser temporeichen und witzigen Inszenierung vergingen die 170 Spielminuten wie im  Flug.

Fotos: mit freundlicher Genehmigung des Stadttheaters Gießen

Ahrweiler mit Regierungsbunker und Drachenfels

Ahrweiler mit Regierungsbunker und Drachenfels

Bunkereingang Regierungsbunker Ahrweiler

Tagesausflug am Samstag, den 23.April 2016 nach Ahrweiler zur Besichtigung des Regierungsbunkers mit anschließender Fahrt zum Drachenfels-Plateau.

Am frühen Samstagmorgen fuhren wir mit einem fast voll besetzten Bus der Firma Plus Bus Tours zunächst nach Bad Neuenahr-Ahrweiler zur Besichtigung der „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“. Vom Parkplatz „Römervilla“ führten verschiedene Wege zu dem in einem Weinberg gelegenen Bunker. Wir hatten sogar die Möglichkeit, mit Taxis den steilen Anstieg zu bewältigen, die Herwig Stein vorsorglich bestellt hatte.

Der Bunker entstand unter großer Geheimhaltung in den Jahren 1960 bis 1972 in zwei Tunneln einer nie fertig gestellten Eisenbahnstrecke. Er war für die zivilen Behörden aus der damaligen Bundeshauptstadt Bonn bestimmt und sollte der deutschen Bundesregierung als Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland und unterirdische Führungsanlage im Kriegsfall dienen.

Nach Ende des Kalten Krieges wurde die Anlage aus Kostengründen Ende der neunziger Jahre zunächst stillgelegt. Heute ist nur noch ein kleines Bunkerstück von ca. 200 Metern Länge erhalten, das in das Museum „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ umfunktioniert wurde. Vorausgegangen waren eine jahrelange aufwändige Entkernung und der Rückbau des ehemaligen Bunkers. Und erst seit dieser Zeit hat die Öffentlichkeit Kenntnis von dieser gigantischen Anlage. Die Kosten des teuersten Bauwerks der Bundesrepublik betrugen damals4,1 Milliarden D-Mark. Die Gelder flossen von allen Ministerien auf ein so genanntes „Baukonto.“

Betreiber des Museums ist heute der Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ e. V. Wir wurden von einem der 40 gut geschulten Gästeführer geführt, der interessantes und kurzweiliges zu erzählen wusste.
Im Verlauf dieser 90minütigen Führung wurden uns verschieden Räume gezeigt und erklärt. Besonders beeindruckend waren die beiden rollbaren Eingangstore aus Beton und Stahl, welches jedes ein Gewicht von 25 Tonnen hat. Die Einrichtung schien uns fast vorsintflutlich: eine – damals – rund um die Uhr besetzte Kommandozentrale, die an Science Fiction Filme aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts erinnert, Dekontaminationskammern, bis hin zum Schlafgemach des Kanzlers mit Bett und eigenem Bad, ein Friseursalon, ebenso Reste der früheren Krankenstation, und technische Einrichtungen. Alles eingerichtet für den Fall, dass die damalige Hauptstadt Bonn geräumt werden musste. In diesem 19 km langen System aus Tunneln und Seitengängen mit insgesamt 20.000 Türen sollten bis zu 3000 Personen Platz haben und so vor einem Angriff mit Atom-Waffen geschützt werden. Die Nahrungsvorräte in riesigen Lagern reichten für jeweils einen Monat und wurden ständig erneuert.

2009 wurde der Regierungsbunker von der Europäischen Kommission zum Europäischen Kulturerbe erklärt.
Wir waren sehr beeindruckt, als wir den Bunker verließen.

Unsere nächste Station war Bad Neuenahr-Ahrweiler. Durch die romantische Einkaufstraße in der Innenstadt, auf neudeutsch: Shopping Mall, erreichten wir das Restaurant Bells, wo wir zum Mittagessen angemeldet waren. Nachdem wir dort schnell, gut und reichlich bewirtet wurden, blieb uns bis zur Weiterfahrt um 15.00 Uhr sogar noch etwas Zeit für einen kleinen Einkaufsbummel.

In Königswinter brachte uns die älteste noch betriebene Zahnradbahn Deutschlands – die Drachenfelsbahn – zur Burg Drachenfels. Der Sage nach soll hier oben im Siebengebirge Siegfried den Kampf mit dem Drachen ausgefochten haben. Bis in die Mitte des vorletzten Jahrhunderts wurde auf dem Drachenfels Trachyt abgebaut, der auch zum Bau des Kölner Doms verwendet wurde, ebenso wie der Lungstein aus dem Rabenauer Steinbruch.

Die meisten eilten sogleich zu Kaffee und Kuchen in das Restaurant auf dem Plateau und einige wenige begaben sich zur Burgruine, dem Rest einer einstigen Burganlage. Bei inzwischen herrlichem Sonnenschein aber auch kaltem Wind hatte man einen wunderschönen Blick über den Rhein nach Königswinter und das benachbarte Bonn, sogar den Kölner Dom konnten wir in der Ferne erkennen.

Nach diesem erlebnisreichen Tag kehrten wir um 18.00 Uhr mit vielen neuen Eindrücken wieder zurück. Man war sich einig, dass der erste Vorsitzende Herwig Stein diesen schönen Tagesausflug wieder sehr gut geplant und organisiert hatte.

Fotos: Klaus Kober, Herwig Stein, Hartmut Winkler

Im weißen Rössl – Stadttheater Gießen

Im weißen Rössl – Stadttheater Gießen

Im weißen Rössl“ Operette von Ralph Benatzky im Stadttheater Gießen am Sonntag,  20. März 2016

Nachdem endlich wieder einmal eine Operette auf dem Spielplan des Stadttheaters Gießen stand, war der Run auf die Karten natürlich groß. So mussten wir zum ersten Mal zwei Busse einsetzen, die uns nach Gießen ins Theater brachten. Gespielt wurde die im Jahr 2009 in einem Archiv in Zagreb zufällig wieder aufgefundenen Originalfassung. Diese Urfassung aus der Weimarer Republik ist um einiges schwungvoller als die biedere Nachkriegsversion. Oft wird diese Revue-Operette auch als Vorläufer des deutschen Musicals gewertet.

„Im Salzkammergut, da ka’ mer gut lustig sein“, so lautet der berühmte Ohrwurm aus dem „Weißen Rössl“. Und lustig war es allemal, als wir am Sonntagmittag diese Operette besuchten. Wir haben uns köstlich amüsiert. Alle Schauspieler agierten mit viel Witz und Spielfreude, allen voran Pascal Thomas als Sigismund Sülzheimer. In der Rolle des liebestollen Zahlkellners Leopold brillierte Haus-Bariton Tomi Wendt, der seine komödiantischen Qualitäten schon oft unter Beweiß gestellt hat. In der Filmversion von
1960, die uns noch gut in Erinnerung ist, hatte damals Peter Alexander diese Rolle verkörpert.

Neben bekannten Walzermelodien hörten wir Saxofone und sogar einen Zitherspieler agierte im alpenländischen Outfit. Schwingende Tanzeinlagen durch die Tanzcompagnie sowie die schmissige Sangeseinlagen der Schauspieler, Sänger und des Chors machten diese Aufführung für uns zu einem Augen- und Ohrenschmaus.

Und wenn sich nach etlichen Irrungen und Wirrungen am Ende alle amourösen und sonstigen Verstrickungen in Wohlgefallen auflösen, bleiben uns die unsterblichen Melodien vom Weißen Rössl noch lange im Ohr – darunter solche Welthits wie „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“,  „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“,  „Die ganze Welt ist himmelblau“ und viele andere auch.
Am Ende der Vorstellung sah man noch  überall lachende Gesichter.

Fotos mit freundlicher Genehmigung des Stadttheaters Gießen

Bilder aus unseren Veranstaltungen

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