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Author: Redaktion

Ausflug nach Laubach

Ausflug nach Laubach

Am 15.06.2013 erkundete der Kulturring Allendorf Laubach. Zunächst wurden die Teilnehmer bei einem Rundgang durch die Altstadt von „Hofrat Crespel“ über die bewegte Historie Laubachs informiert, anschließend wurde das Puppenstubenmuseum besucht.

Zu einem Halbtagsausflug nach Laubach hatte der Kulturring Allendorf e. V. am Freitag eingeladen und 20 Mitglieder beteiligten sich daran. Der 2.Vorsitzende Hartmut Winkler hatte diesen Besuch organisiert und begrüßte die Teilnehmer am Brunnen im Schlosshof. Dort traf die Gruppe zunächst die „Kaltmamsell Lisbeth“, die lautstark verkündete, dass der Hofrat Crespel wohl wieder in einer Schenke dem Schnaps zu stark zugesprochen habe. Man traf ihn dann aber doch auf der Schlosstreppe. Er lebte in Wirklichkeit von 1747 bis 1813 und verbrachte seine letzten 20 Lebensjahre in Laubach. Er versetzte die Zuhörer in seine Zeit etwa 200 Jahre zurück, erzählte Kurioses aus der damaligen Zeit und zu seiner Person. Zunächst aber beleuchtete er die Entstehungsgeschichte des 600 Jahre alten Schlosses. Es wurde im 16. Jahrhundert zur Residenz der Grafen zu Solms-Laubach und wird bis heute von deren Nachfahren bewohnt. Im Schloss gibt es eine der größten Bibliotheken Europas im Privatbesitz mit rund 120.000 Titeln. Der weitere Rundgang führte an Remise und Marstall vorbei in die Altstadt. Dabei berichtete der Hofrat Interessantes aus Laubachs wechselvoller Geschichte, immer gewürzt mit einem Schuss Humor und ab und zu unterbrochen von der meist keifenden Lisbeth.

Zum Abschluss des Rundgangs führte der Hofrat die Gruppe in die Stadtkirche und wies vor allem auf die 250 Jahre alte Barockorgel mit ihrem sehenswerten Prospekt hin. In der Reformation sei die Kirche evangelisch geworden und sei die Grablege des ersten Solms-Laubacher Grafen Friedrich Magnus. Am Torbogen des Schlosses dankte Winkler den beiden für die informative und humorvolle Führung, bevor sich die beiden, Crespel alias Horst Lang und Lisbeth alias Bettina Kranz-Lang, von den Teilnehmern verabschiedeten.

Anschließend besuchten die Allendorfer  das Puppenstubenmuseum. Ihre Kgl. Hoheit Prinzessin Monika von Hannover geb. Gräfin zu Solms-Laubach hat über Jahrzehnte rund 80 Puppenstuben gesammelt. Um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, richtete sie in einer einfachen historischen Fachwerkscheune in unmittelbarer Nähe des Schlosses dieses Museum ein. Diese einzigartige umfangreiche Sammlung erstreckt sich über drei Epochen Jugendstil, Gründerzeit und Biedermeier. Dank moderner Technik vermittelt das Museum die Faszination der „Großen Welt im Kleinen“ und die Besucher waren davon sehr beeindruckt.

Den Abschluss dieses Ausflugs bildete ein gemeinsames Abendessen im Wirtshaus am Park.

Fotos von kim: Laubach (1)-(8) und hw: 2013-06-15 Laubach

Agrppina

Agrppina

Besuch des Kulturring Allendorf e.V. der Oper Agrippina von Georg Friedrich Händel am 19.05.2013 im Stadttheater Gießen.

Im HR-Fernsehen „Hauptsache Kultur“ wurde nach der Premiere am 23.03.2013  in den höchsten Tönen von dieser Aufführung berichtet:

Das Gießener Stadttheater. Keiner hätte das erwartet –es erlebt eine gerade Sensation mit einer Inszenierung von Händels AGRIPPINA. Händel hat diese Oper vor 300 Jahren komponiert. Umso überraschender, wie aktuell diese Inszenierung uns den Wahnsinn der großen Politik erzählt, der reinste Kindergarten. Die Sänger benehmen sich wie eine wilde Kinderhorde, sie intrigieren, belügen und mobben – wie die Großen.In dieser Oper geht es eigentlich um Machtkämpfe im alten Rom- doch der Regisseur Balász Kovalik hat die Oper überzeugend in unsere Gegenwart verlegt. Ignoranz und Egoismus scheinen zum Erfolg zu führen.In der Rolle des Nero der hochgelobte Counterterno Valer Sabadus. Den Ottone singt ein weiterer großartiger Countertenor, Terry Wey. Ursprünglich wurden diese Männerrollen von Kastraten gesungen. Das ist eine weitere Überraschung in Gießen: Männer, die so hoch singen wie Frauen. Männer, die wie Kinder handeln und singen wie eine Frau – und eine Kindergärtnerin, die sich als Mann entpuppt. Diese Rolle hat der Regisseur allerdings frei dazu erfunden.Das Orchester unter dem neuen Chefdirigenten Michael Hofstetter spielte grandios mit, temperamentvoll, präzise, sprühend vor Vitalität. Ein Opernabend der ersten Liga.

– soweit: Hauptsache Kultur-

-.-.-

Diese Aufführung von „Agrippina“ fand bundesweit Beachtung. Einstimmig sprach man von einem gelungenen – wenn auch gewagten – Experiment.

Bei unseren Mitgliedern war die Resonanz auf diese Vorstellung durchweg durchwachsen. Einig war man sich aber darüber, dass das spielfreudiges Ensemble nicht nur brillant singen konnte, sondern auch exzellent zu spielen wusste und denen das ganze Kindergartentheater auch noch sichtlich Spaß machte.
Trotzdem fragte man sich, ob man die Intrigen der römischen Antike stimmig in eine Kindertagesgruppe übertragen kann.

Kräuterwanderung

Kräuterwanderung

Am Samstag, den 27. April 2013 hat der Kulturring Allendorf zu einer Kräuterwanderung eingeladen. Zur Kräuterwanderung mit Frau Anja Böhme von der Natur- und Kräuterschule Lumdatal stellten sich trotz des nasskalten Wetters ca. 20 interessierte Mitglieder ein.

Bevor wir zu einem kleinen Rundgang in der Allendorfer Gemarkung aufbrachen gab es zunächst ein paar Informationen über Frau Böhme selbst: Schon als junge Erwachsene entdeckte die Diplom-Geografin ihre Liebe zu Pflanzen und erforschte deren Biologie und Wirkung. Ihr weiterer Weg führte sie zu dem traditionellen Wissen der Kräuterfrauen. Als Naturführerin hat sie sich ebenfalls einen Namen gemacht. „Doch angekommen bin ich erst durch die Ausbildung und das Wirken als Phytotherapeutin“, beschreibt Anja Böhme ihren Weg. Ihren Schwer-punkt hat sie dabei auf die heimischen Wildpflanzen gelegt und ihr umfangreiches Wissen gibt sie gerne an andere weiter.

Das Angebot ihrer Natur- und Kräuterschule ist abwechslungsreich und reicht von Kräuterspaziergängern in der hiesigen Region über „heilende Früchte und Farben“, „Frauen- und Hexenkräuter“, „Wildkräuterapotheke“ bis hin zu „Wild- und Heilpflanzen im Jahreslauf“ sowie verschiedenen themenspezifischen Seminaren und einer kräuter-pädagogischen Weiterbildung. Lächeln gab sie zu, dass man sie im finsteren Mittelalter wohl als Hexe verfolgt hätte.

Auf unserer Wanderung zeigte uns Frau Böhme als erstes das Scharbockskraut. Der Name leitet sich ab von Skorbut, da seine Vitamin-C-haltigen Blätter gegen diese Mangelerscheinung eingenommen wurden. Weiter erklärte sie uns, dass zum Beispiel die Brennnessel 30 mal mehr Vitamine und Mineralien enthält als der beliebtere Kopfsalat. Und: „dass die Brennnessel nicht sticht, wenn man mit ihr spricht!“ Löwenzahn, Brennessel und Birkenblätter wirken entwässernd und Gänseblümchen haben ebenfalls einen hohen Vitamingehalt und schmecken angenehm nussig. Der Bärlauch hilft bei Gefäßkrankheiten und Bluthochdruck, und die heilende Wirkung von Waldmeister, Nelkenwurz, Knoblauchrauke und Eichenrinde wurde uns ebenfalls in anschaulicher Art und Weise vorgestellt.

Frau Böhme lobte die Landschaftspflege in Allendorf, da durch Entbuschung eine Magerwiese entstanden ist, die sich vor einer üppigen Weißdornhecke ausbreitete. Eine Magerwiese zeichnet sich dadurch aus, dass sie sehr nährstoffarm ist und dennoch viele verschiedene Pflanzen auf ihr wachsen und gedeihen wie Taubnessel, Veilchen, Labkraut, Spitzwegerich und Schafgarbe. Auch dies sind keine Unkräuter oder sogar Giftpflanzen – sie spielen eine wichtige Rolle in der Naturheilkunde und der Kosmetik. Frau Böhme betont, dass diese und noch viele andere Kräuterpflanzen wichtige Mineralien und Spurenelemente enthalten. Ihr Vitamin- und Mineralienanteil ist durchschnittlich siebenmal höher als bei den bekannteren Kulturgemüsesorten. Allerdings sind für das Sammeln und die gezielte Verwendung der Wildkräuter vielfältige Informationen zu beachten, sie sollen z.B. gesammelt werden ab Erscheinen der ersten Blättchen – meist März und April – bis zum Blütenbeginn. Auch die Tageszeit der Ernte spiele eine nicht unwesentliche Rolle.

Am Ende unseres Rundgangs zeigte uns Frau Böhme noch Holunder, Sauerampfer, Wiesenlabkraut, Wiesenschaumkraut, Quendel und Schachtelhalm. Die jungen Buchenblätter, die wir probierten, trafen allerdings nicht so sehr unseren Geschmack. Zum Abschluss der Wanderung servierte uns Frau Böhme eine vorzügliche Giersch-Apfelsaft-Limonade und einen Fichtenspitzenlikör. Uns allen hat es sehr gut gefallen und manch einer würde gerne eine weitere Kräuterwanderung im Herbst unternehmen. Der erste Vorsitzende des Kulturrings, Herwig Stein, bedankte sich bei Frau Anja Böhme für den unterhaltsamen und lehrreichen Vortrag.

Viktoria und ihr Husar

Viktoria und ihr Husar

Am 20.04.2013 besuchte der Kulturring Allendorf mit einigen Theaterfreunden die Operette „Viktoria und ihr Husar“ von Paul Abraham  im Stadttheater Gießen. Wieder einmal erlebten wir eine  spektakuläre Vorstellung im Giessener Stadttheater.

Folgender Artikel erschien nach der Premiere am 17. Nov. 2012 in der Giessener Allgemeinen Zeitung:

Die Operette »Viktoria und ihr Husar« von Paul Abraham wird im Stadttheater gegen den Strich der Nachkriegsjahre gebürstet. Nicht allen Besuchern gefiel das.  Die Inszenierung der „Viktoria“ übernahmen in Gießen zwei junge Frauen, die gerade als Regisseurinnen ihre Karriere starten  Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka. Von ihnen stammen auch die sehr bunten und schrillen Kostüme. Sie erzählen die Geschichte mit viel Witz, einem Schweine- und Gulaschsuppenballett und mit Mut zur Darstellung der politischen HintergründeDas Publikum im ausverkauften Stadttheater reagierte auf die Premiere mit gemischten Gefühlen. Die Protagonisten auf der Bühne und im Orchestergraben wurden mit Beifall überhäuft. Unter den langen Schlussapplaus mischten sich jedoch lautstarke Buhs gegen die Regiearbeit. Beim Hinausgehen fiel der Begriff »Etikettenschwindel«.Andersrum betrachtet: So viel atemlose Aktion wie bei »Viktoria« herrschte lange nicht auf der Stadttheaterbühne. Zu verdanken sind die Körperverrenkungen dem hauseigenen Tanzsextett um dessen Chef Tarek Assam. Der vorzügliche Chor des Stadttheaters  muss sich während des bunten Reigens siebenmal umziehen.Nach der Pause zeigt das Stück trotz der Tobsucht des Ensembles einige Längen. Gleichwohl ist diese Inszenierung ein Saisonhöhepunkt – nur die Rudolf-Schock-Fans bleiben besser zu Hause.

Soweit der Kommentar von Manfred Merz.

Fotos mit freundlicher Genehmigung des Stadttheaters Gießen.
Fotograf: Rolf K. Wegst

I wanna be loved by you

I wanna be loved by you

– eine musikalische Revue auf der Studiobühne TiL des Stadttheaters Gießen.

In der kleinen, ganz in Weiß gehaltenen  Studiobühne spielten mit Witz und Charme Sophie Berner als Marylin Monroe  und Andrea Matthias Pagani als ihr Psychiater Dr. Ralph Greenson jenen Abend in der Garderobe nach, an dem die Monroe ihrem (angeblichen) Geliebten John F. Kennedy das Geburtstagsständchen »Happy Birthday, Mr. President« im Madison Square Garden hauchte.

Marilyn Monroe – wohl kaum ein Gesicht hat Hollywood so sehr geprägt. Doch der Starrummel forderte seinen Preis: Drogen, Alkohol, Depressionen und Selbstzweifel waren die Kehrseite all des Glamours. Die Suche nach Perfektion endete schließlich in Selbstzerstörung und einem tragisch frühen Tod.

Die Akteure Sophie Berner und Andrea Matthias Pagani  lassen den „Mythos Marilyn“ in einer brandneuen Revue musikalisch aufleben. Beide hatten uns im vergangenen Jahr bereits in dem Musical CABARET begeistert, ebenso hatten wir Sophie Berner am 03.08.2012 im Schlosspark Theater Fulda als „Päpstin“ erleben dürfen.

Andrea Matthias Pagani gehört ebenfalls  zu den profiliertesten Musical-Darstellern im deutschsprachigen Raum. Er spielte bereits 2004 im Stadttheater Gießen den „Che“ in dem Musical EVITA, bevor er in der Rolle des Conférencier in CABARET nach Gießen zurückkehrte.

„Erkennen Sie die Melodie?“

„Erkennen Sie die Melodie?“

Früher gab es mal eine Fernsehsendung die so hieß, da erkannte man nach dem kurzen Einspielern alleine am Bühnenbild bzw. an den Kostümen die Oper – das wäre heute ausgeschlossen!

Wenn das stimmt, dass inzwischen 98 % aller Opern übermodern inszeniert werden, verabschiede ich mich mit großem Bedauern aus dem Theater, da ich es einfach nicht mehr ertragen kann, wenn man ein Werk so brutal verunstaltet, dass man die Oper selbst kaum noch erkennt.

So musste ich mir in Berlin eine „Traviata“ im Domina-Outfit ansehen, Vater Germont agierte mit Pferdefuss und war dem Suff verfallen. Die „Aida“ in Wiesbaden kam ohne das inzwischen unverzichtbare Quentchen Drittes Reich nicht aus – der siegreiche Feldherr Radames wurde unter den Klängen des berühmten Triumphmarsches auf einem Handkarren vorbeigezogen. Der „Freischütz“ im Stadttheater Gießen spielte im Irrenhaus und erinnerte mich zeitweise an einen Horrorfilm. Und schon 1981 schickte Hans Neuenfels seine „Aida“ als Putzfrau auf die Bühne; wenige Jahre später traten die gefangenen Äthiopier aus der gleichnamigen Oper in der orangefarbenen Kleidung als Guantánamo-Häftlinge auf. Oder „Giovanni“ im Kühlhaus und der „Tannhäuser“ in der Biogasanlage usw. usw. – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Vieles ist am Rande des guten Geschmacks – kaum eine Inszenierung verzichtet heutzutage auf „Sex und Crime“.

Was ich überhaupt nicht verstehen kann: von den Kritikern werden solche Aufführungen zumeist auch noch hochgelobt. Die heutigen Regisseure und Bühnenbildner wollen wohl um jeden Preis provozieren und übertreiben um Schlagzeilen zu machen, um interessant und nicht angestaubt zu wirken. Angeblich gibt es kein Zurück zur klassischen Oper. Ein Figaro, eine Aida oder Fidelio im historischen Gewand – das wirke heute nur schlecht verkleidet und allemal unzeitgemäß – heißt es.
Aber warum soll es kein zurück mehr geben zur traditionellen werktreuen Inszenierung? Die Nachfrage danach ist doch da, sogar bei den jungen Leuten. Der dramatische Zuschauerschwund in den Opernhäusern müsste zu denken geben! So guckt manch einer ja auch zum tausendsten Mal eine Castingshow auf einem Privatsender im Fernsehen, manche gehen eben zum tausendsten Mal in die Oper.

Was mich betrifft: Ich will in erster Linie gute Musik hören. Und ich will nach einer Opernvorstellung nicht Gedankenversunken, verwirrt und irritiert nach Hause schleichen und mich ständig fragen, was der Regisseur nun damit gemeint haben könnte. Beim Schauspiel mag das ja angehen. Doch bei der Oper muss ich das nicht haben!
Gisela Schmiedel, Staufenberg

Der Freischütz im Stadttheater Gießen

Der Freischütz im Stadttheater Gießen

Am 19. Januar 2013 besuchte der Kulturring Allendorf e.V. das Stadttheater Gießen. Gespielt wurde „Der Freischütz“ – eine Romantische Oper in drei Akten von Carl Maria von Weber.

Der Freischütz wurde am 18. Juni 1821 im Königlichen Schauspielhaus Berlin mit triumphalem Erfolg uraufgeführt und wurde in der Musikkritik schon zu Webers Lebzeiten und auch danach als die „erste deutsche Nationaloper“ bezeichnet.

An den Inszenierung des Stadttheaters Gießen schieden sich allerdings die Geister. Lauter Jubel galt durchweg den Solisten, Chor und Symphonikern mit dem neuen (und alten) Generalmusikdirektor Michael Hofstetter an der Spitze.

Der englische Starregisseur Nigel Lowery aber musste sich am Ende der Premiere am 15. Sept. 2012 im Stadttheater Gießen am Samstag auch etliche empörte Buh-Rufe anhören. (aus der „Wetzlarer Neuen Zeitung“ vom 18.09.2012)

Auszug aus „Der Opernfreund“ („Der Opernfreund“ ist die älteste deutsche private Opernzeitung und gehört zu den meistgelesenen Opern-Homepages.)

Der Gedankenwelt eines Sigmund Freud scheint die Neuproduktion von Webers „Freischütz“ am Stadttheater Gießen entsprungen zu sein. Der britische Regisseur Nigel Lowery will von altbackener Schauerromantik im traditionellen deutschen Märchenwald Gott sei Dank nichts wissen. Sein Ansatz ist vielmehr psychoanalytischer Natur.
Im letzten Bild offenbart sich, dass die Handlung in einer Nervenheilanstalt angesiedelt ist, deren Leiter der als Psychiater vorgeführte Eremit ist. Weitere, ebenfalls von Nigel Lowery entworfene Spielorte sind der Schützenverein des ersten Aufzuges, dem Kuno, der Erbförster, als eine Art Wildwest-Sheriff vorsteht, und der Waffenladen, der im zweiten Akt an die Stelle des Jagdschlosses tritt.
Den Regisseur interessiert das Seelenleben der Handlungsträger, die allesamt als Patienten der Psychiatrie aufzufassen sind. Die Person des schwarzen Jägers Samiel hat er ganz gestrichen und seinen Text Max überantwortet. Zwei Seelen wohnen also in der Brust des jungen Jägerburschen, eine gute und eine böse, die erbittert um die Vorherrschaft kämpfen.

So ist auch die Wolfsschluchtszene nicht als reales Geschehen zu verstehen. Max erscheint in der Maske eines Terroristen zum Gießen der Freikugeln, während er in einer Videoprojektion mit seinem Gewehr die Schülerinnen eines Mädcheninternats gnadenlos niedermetzelt. Beim berühmten Jägerchor: „Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen“ unterhält eine auftretende Table-Tänzerin die halbnackten Mitglieder des Schützenvereins. Und das Böse erscheint überall, auch dort, wo man es am wenigsten erwartet: bei den zombiehaft und dämonisch anmutenden Brautjungfern, deren Lied vom Jungfernkranz den Charakter eines Totengesanges annimmt.

Den immer wieder durch die Szene geisternden alte Schützenkönig Ottokar hat der Kampf um Gut und Böse bereits in den Wahnsinn getrieben und Max, der zuvor mit Kaspar einen Teil seines eigenen Ichs erschossen hat und deshalb in Verzweiflung verfällt, endet in der Gummizelle der Nervenheilanstalt. Entgegen der Vorlage des Librettisten hat der Eremiten-Arzt kein Erbarmen mit ihm – ein sehr pessimistisches Ende.

Insgesamt haben wir es hier mit einer ungemein spannenden, geistig anspruchsvollen und hoch innovativen Inszenierung zu tun, die Nigel Lowery als  versierten modernen Regisseur ausweist. Das war hochkarätiges Musiktheater, wie es sein soll! Dem Theater Gießen kann man dazu nur gratulieren. Solchen Inszenierungen gehört die Zukunft. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass auch an kleinen Opernhäusern hervorragende Produktionen geschaffen werden, die die Rezeptionsgeschichte eindrucksvoll ergänzen.

Soweit die Kritik des stellvertretenden Chefredakteurs von „Der Opernfreund“ Ludwig Steinbach.

Zitat einer jungen Besucherin aus Allendorf/Lda. am Ende der Vorstellung:

Wir nehmen den Freischütz gerade in der Schule durch – ich habe ja nichts mehr wieder erkannt.

Hier einige Bilder der Vorstellung (Fotos: Rolf K. Wegst).

Aida im Staatstheater Wiesbaden

Aida im Staatstheater Wiesbaden

Voller Erwartung fuhren ca. 50 Mitglieder des Kulturrings am 17. Nov. 2012 in das Staatstheater Wiesbaden zur Aufführung der Oper „Aida“ von Giuseppe Verdi. Die Kritiken von der Premiere am 8. Sept. 2012 waren nicht gerade berauschend.

So titelte die Frankfurter Rundschau:

Neuer Dirigent überzeugt bei „Aida“ – Buhrufe für den Regisseur Karaman
Viele „Bravos“ gab es hingegen für die Sänger der Hauptpartien: die Ungarin Eszter Sümegi in der Rolle der Aida“, Andrea Baker als „Amneris“ und als Feldherr „Radames“ brillierte Rubens Pelizarri. Amonasro wurde gesungen von Kiril Manolov und den Oberpriester Ramphis sang Dennis Wilgenhof.

Auszug aus dem Mannheimer Morgen:

„Das mit Ägypten war gestern:
Memphis, Theben, Elefanten, Pharaonen, das war „Aida“ gestern oder vorgestern. Heute spielt Ägypten kaum mehr eine Rolle in den Inszenierungen von Giuseppe Verdis drittletzter Oper, auch nicht in der Neuinterpretation am Staatstheater Wiesbaden. Für den Regisseur Immo Karaman ist „Aida“ vor allem ein Werk über imperiale Herrschaft. Dafür ändert er sogar ein wenig die Handlung. Aus dem Krieg zwischen Ägyptern und Äthiopiern macht er den Kampf eines autoritär-faschistischen Regimes gegen seine inneren Feinde, also das eigene Volk.“

Der eine oder andere Allendorfer Opernfreund mag wohl hie und da einmal die Augen zugemacht haben. Allerdings nicht, weil ihn die Müdigkeit übermannte, sondern weil er nur der wundervollen Musik lauschen wollte sich nicht von den skurrilen Regieeinfällen ablenken lassen wollte: Eine Kinder-Truppe mit hängenden Gasmasken-Schläuchen als Rüsselersatz symbolisierte die Elefanten. Das Ballett bestand lediglich aus 4 Tänzerinnen im Look von amerikanischen Truppenbetreuerinnen. Der unterlegene äthiopische König Amonasro agierte in lächerlichen kurzen Hosen. Und die Triumphmarsch-Travestie fanden wahrscheinlich auch nicht alle Verdi-Fans lustig.

Der vierte Akt bot wenig Überraschendes – vor einer überdimensionalen Schiffswand machten sich Aida und Radames in holder Zweisamkeit gen Himmel davon, begleitet von einer riesigen Trockeneiswolke, die über die Bühne wabberte. Leider haben die modernen Inszenierungen auch die Oper erreicht und ich bin wahrscheinlich zu konservativ, um die modernen Regisseure zu verstehen. Ich gehe in die Oper, um dort Kunst und Musik zu genießen und nicht, um mit den Problemen der Menschheit konfrontiert zu werden. Unsere jungen Leute fanden die „Aida“ zwar teilweise etwas seltsam, erstaunlicherweise hat ihnen die Aufführung im Großen und Ganzen aber gut gefallen.

Was mich betrifft: Ich will in erster Linie gute Musik hören. Und ich will nach einer Opernvorstellung nicht Gedankenversunken, verwirrt und irritiert nach Hause schleichen und mich ständig fragen, was der Regisseur nun damit gemeint haben könnte. Beim Schauspiel mag das ja angehen. Doch bei der Oper muss ich das nicht haben!

Gisela Schmiedel

Hier einige Bilder der Aufführung (mit freundlicher Genehmigung des Staatstheaters Wiesbaden, ©Martin Kaufhold).

Das Dschungelbuch besucht

Das Dschungelbuch besucht

Im Rahmen der Ferienspiele 2012 hat der Kulturring Allendorf (Lumda) am 08. August einen Ausflug zur Freilichtbühne in Hallenberg veranstaltet. Auf dem Spielplan stand das Kindermusical „Dschungelbuch“ nach den Dichtungen und Erzählungen des britischen Autors Rudyard Kipling.

Wer kennt es nicht: Versuchs doch mal mit Ruhe und Gemütlichkeit
Quelle: Freilichtbühne Hallenberg e.V.

20 Kinder und Erwachsene erlebten die aus der Walt-Disney-Verfilmung bekannt gewordenen Figuren hautnah. Die Abenteuer von Mogli, Shir-Kan, Balu oder King Lui, versetzen die Besucher in ausgelassene Fröhlichkeit.

Zum Inhalt nur so viel zu Erinnerung:
Der indische Junge Mogli wird von dem Panther Baghira im Dschungel gefunden und von Wölfen aufgezogen. Shir-Kan, der gefürchtete Tiger, ist ständig hinter Mogli her. Selbst die listige Schlange Kaa möchte des Jungen Vertrauen gewinnen. Mogli begegnet im Dschungel dem Affenkönig King Lui, den Geiern und auch der Elefantenpatrouille unter dem Kommando von Oberst Hathi. Mit dem sehr musikalischen und immer zu Späßen aufgelegten Bär Balu verbindet ihn eine tiefe Freundschaft. Mogli sieht im Dschungel seine Heimat, doch überall lauern Gefahren.

Mit einigem Aufwand wurde in dieser Inszenierung von Dorothee Hollender eine dschungelähnliche Atmosphäre geschaffen, in die sich die kleinen und großen Besucher schnell hineinversetzen konnten. Es war ein sehr schöner Tag, das Wetter hat mitgespielt, die Vorstellung war ausverkauft und das Stück hielt alles, was es versprach. Nach etwa 3,5 Stunden in Hallenberg wurde gegen 20.00 Uhr die Heimfahrt nach Allendorf angetreten.

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Hier einige Fotos des Besuches (mit freundlicher Genehmigung der Jugendpflege Allendorf Lumda).

 

„Geschlechterzores“ in Allendorf

„Geschlechterzores“ in Allendorf

Kulturring hatte zu Leseabend eingeladen: Siegward Roth las im Künstlerhof Arnold aus seinen Büchern Geschlechterzores (in Mundart) und K-Wache (auf Hochdeutsch)

Siegward Roth liest aus seinem Buch Geschlechterzores

ALLENDORF/LUMDA (kim). Zu einem Leseabend aus seinen Büchern hatte der Kulturring Allendorf am Freitagabend den aus der nicht mehr bestehenden Mundart-Gesangsgruppe „Fäägmeel“ weithin bekannten Siegward Roth in den Künstlerhof eingeladen. Wegen des unsicheren Wetters wurde die Veranstaltung vorsichtshalber vom Biergarten in die stilgerecht eingerichtete Scheune verlegt. Dort begrüßte der 2. Vorsitzende Hartmut Winkler die etwa 35 Besucher zu einem unterhaltsamen Abend, stellte den Autor kurz vor und betonte, der Kulturring wolle mit solchen Veranstaltungen etwas mehr Kultur in das Lumdastädtchen bringen.
Nach Beendigung des Projekts „Fäägmeel“ blieb für den Autor Roth mit dem „Geschlechterzores – En Leitfoarrem fier mittelhessische Männer“ (erschienen 2007) die Mundart weiterhin ein wichtiger Bestandteil seines Schaffens. In den von ihm ausgewählten Auszügen kam immer wieder die unterschiedliche Gefühlslage von Mann und Frau zur Sprache.  Zum Beispiel beobachtet ein Ehepaar in einem vornehmen Restaurant, wie ein Mann gegen eine Glastür rennt. Er reagiert mitfühlend und stöhnt mit schmerzverzerrtem Gesicht „Oauuh“, sie lacht schallend und sagt vorwurfsvoll: „Geje de frisch gebotzte Scheib!“ In „Das brechende Auge“ erzählt sie ihren Traum, er sei gestorben und sie habe ihm das brechende Auge zugedrückt, seine Antwort: „Du  häst ean deim Traum oabwoarte kenne, bis es ganz gebroche woar.“ Und abschließend bemerkt sie: „Wann eener vo ihs bäre stirbt, dann zeih ech wirrer noch Geiße!“
Nach einer kurzen Pause ging der Autor zum Hochdeutschen über und zitierte aus seinem Kriminalroman „K-Wache“ (erschienen 2011), der aus dem Alltag einer Gießener Polizeiwache am Berliner Platz berichtet. Alle im Roman genannten Orte werden dem Gießenkenner bekannt vorkommen. Beispielhaft las Roth, wie der Kriminalhauptkommissar Hecker in einer Nacht zwei Einbruchs-Tatorte aufnehmen muss. Der eine ist eine Villa am Schwanenteich, bewohnt von einem arroganten Professor, der glaubt, den Kommissar vorwurfsvoll belehren zu müssen, sowie von seiner ebenso arroganten und erheblich jüngeren Ehefrau. Der zweite Tatort liegt in Wieseck im Parterre eines Mehrfamilienhauses, bewohnt von einem Rentnerehepaar aus dem Arbeitermilieu, das ihn freundlich begrüßt, sich für sein Kommen bedankt und ihn mit Kuchen und selbstgemachtem Himbeersaft  bewirtet. Schließlich wird er zu einem dritten Tatort in der Schottstraße beordert, wo eine angekündigte Gewalttat stattgefunden hatte. Allerdings war nicht die junge Frau, die sich bedroht fühlte, sondern ihr Vater das Opfer und bereits in die Notaufnahme eingeliefert. Im Gewusel zwischen Sanitätern und Spurensicherung musste Hecker die Angehörigen befragen, was sich bei deren Schock schwierig gestaltete.
Nach rund 90 Minuten beendete Siegward Roth die Lesung und wurde mit reichlichem Beifall belohnt.

Hier einige Bilder dieses Abends.