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Category: Berichte

„Der Wildschütz“ – von Albert Lortzing

„Der Wildschütz“ – von Albert Lortzing

Am Sonntag, den 6. Oktober 2019 sahen wir im STAATSTHEATER KASSEL die komische Oper „Der Wildschütz“.

Beginn war um 18.00 Uhr und da wir noch etwas Zeit hatten, genehmigte sich der eine oder andere im großen und modernen Foyer des Theaters einen Drink zum Einstimmen auf die Vorstellung. Unsere gute Frau Muth holte derweil die reservierten Karten an der Theaterkasse und – siehe da – wir hatten wieder mal die besten Plätze in den ersten drei Reihen.

Erstaunt waren wir dann allerdings, dass der Zuschauerraum lediglich nur halb gefüllt war. Warum? Vielleicht weil der „Wildschütz“ bereits in der vergangenen Saison gespielt wurde?

Es war jedenfalls wieder mal eine originalgetreue Aufführung – teilweise zwar etwas kitschig, aber Albert Lortzing hätte seine Freude gehabt. Die Akteure waren allesamt stimmlich ein Ohrenschmaus – und optisch eine Augenweide mit ihren farbenprächtigen und phantasievollen Trachten.

Der Wildschütz – eine musikalische Komödie mit zum Teil mit gesprochenen Dialogen, die allerdings schwer verständlich waren. Es geht um Verkleidung, Verwechslung, Verstellung. Nach einigen Verwicklungen löst sich alles in Wohlgefallen auf und es gibt ein Happy End. Und der Wildschütz ist auch gar kein Wildschütz, er hat nämlichen seine eigenen Esel erschossen. (Der arme Esel)

Die musikalische Leitung hatte nicht der im Programm angekündigte Herr, sondern Frau Deniola Kuraja, die ihre musikalische Ausbildung in ihrer Heimat Albanien erhielt und seit 2014 am Staatstheater Kassel engagiert ist.

Zum Schluss gab es dann noch eine Ehrung für die Sopranistin Jaclyn Bermudez. In der Vorstellung agierte sie als Baron Freimann und als verkleidetes Gretchen: Die Kasseler VolksBühne verleiht regelmäßig mit Unterstützung der Städtischen Werke den mit 1.000 EUR dotierten VolksBühne-Preis an die vom Publikum gewählte beliebtesten Darsteller. Die Amerikanerin Jaclyn Bermudez ist seit der Spielzeit 2013–14 festes Ensemblemitglied am Staatstheater und hat seither in unzähligen Rollen mitgewirkt.

Ehrung Johanna Muth für 30-jährige Tätigkeit als Theaterorganisatorin

Ehrung Johanna Muth für 30-jährige Tätigkeit als Theaterorganisatorin

Eine freudige Überraschung erwartete die Theaterfrauen des Kulturrings Allendorf bei der Vorstellung des neuen Programms für die Saison 2019/2020 im Foyer des Stadttheaters:
Die Intendantin Christine Miville ehrte Johanna Muth mit einem Blumenstrauß für ihre 30jährige Tätigkeit als Organisatorin der Theaterfahren. Auch die anderen Besucher zeigten sich beeindruckt von Johannes Engagement.

LA RESURREZIONE – Die Auferstehung am 30. Mai 2019 im Stadttheater Gießen

LA RESURREZIONE – Die Auferstehung am 30. Mai 2019 im Stadttheater Gießen

Oratorium von Georg Friedrich Händel | in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Im leider nicht ganz ausverkauften Theater sahen wir eine wundervolle Aufführung von Händels Oratorium über die die Auferstehung von Jesus Christus.
Der erste Teil spielt in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, wobei ein Streit zwischen Engel und Teufel über Tod und Auferstehung im Vordergrund steht. Manche Szenen wurden so dargestellt, wie sie sich jeden Tag irgendwo zutragen könnten: eine Mutter (eine stumme Rolle) beklagt den Tod ihres erwachsenen Sohnes. Ebenfalls betrauert wird der Verstorbene von Giovanni, Maddalena und Cleofe (in der biblischen Überlieferung der Jünger Johannes, Maria aus Magdala und Maria – die Frau des Jüngers Kleopas).
Der schwarz gekleidete Satan bzw. Lucifero, darstellt von Bass-Bariton Grga Peroš, verkündet seine Freude am Tod des Verstorbenen und glaubt, die Heilsverkündung verhindert zu haben. Doch dann kommt ein Engel, trägt weiße modische Kleidung mit Glitzer im Haar. Er wird von weiteren Engeln begleitet; einer trägt sogar die Osterkerze. Der Engel „Angelo“ nimmt dem toten Jesus nicht nur die Dornenkrone ab, sondern prophezeit auch seine Auferstehung. Der aus Venezuela stammende Countertenor Samuel Mariño in der Rolle des Angelo gelangte mit seinen Koloraturen in atemberaubende Höhen. (Erst das Programmheft gab uns Auskunft darüber, dass es sich tatsächlich um einen Mann handelte).
Der zweite Teil steht ganz im Zeichen der Auferstehung. Giovanni, bereits in schwarzer Priesterkleidung als Vertreter des Christentums, tröstet die trauenden Frauen. Lichtstrahlen kündigen die Auferstehung Jesu an und die Trauer von Maddalena, Cleofe und den Jüngern verwandet sich in Freude. Lucifero muss seine Niederlage eingestehen und verschwindet in der Versenkung. Jesus selbst wird in der Aufführung nie als lebendiger Mensch gezeigt – nur die Projektionen zeigen ihn am Ende als „Auferstandenen“.
Nicht unerwähnt bleiben sollen die anderen Solisten: Francesca Lombardi Mazulli als Maddalena, sie haben wir bereits in Agrippina und Don Giovanni hören dürfen, Marie Seidler als Cleofe, die ebenfalls zum Gießener Ensemble gehört und als als Gast Aco Biscevic als Giovanni.
Der Orchestergraben war in dieser Inszenierung nicht so tief gesetzt und somit einsehbar für das Publikum.

Diese Aufführung des Oratoriums begeistert die Besucher des Theaters mit langanhaltendem Applaus!
Uraufführung von Händels LA RESURREZIONE war im Jahr 1708. Im Rom herrschte zu dieser Zeit ein päpstliches Verbot, Opern aufzuführen. Man betrachtete die Oper als lasterhaft und wollte mit dem Verbot die allgemeine Moral in Rom heben. Da behalfen sich die interessierten Kreise mit dem Trick, die Form der Oper mit geistlichen Inhalten zu erfüllen – als Oratorium.
In der ersten Aufführung sang die anspruchsvolle Partie der Maria Magdalena eine damals berühmte Sopranistin. Sofort intervenierte der Papst, da Frauen in geistlichen Werken nicht singen durften, sodass man die Künstlerin durch einen Kastraten ersetzten musste.
Die wunderbaren Arien der Maddalena hat Händel später in seiner Oper „Agrippina“ übernommen.

Bilder von Rolf K. Wegst

2. März Madame Butterfly, Oper von Giacomo Puccini im Staatstheater Kassel

2. März Madame Butterfly, Oper von Giacomo Puccini im Staatstheater Kassel

1904 wurde in der Mailänder Scala Puccinis Oper „Madame Butterfly“ uraufgeführt:
Im Mittelpunkt der Geschichte, die in Nagasaki spielt, steht die Geisha Cio-Cio-San. Madame Butterfly“ wurde zur populärsten und meist gespielten Oper des italienischen Komponisten Giacomo Puccini (1858-1924). Weltweit gehört das Werk noch heute zu den beliebtesten Stücken der Opernliebhaber.
Kurzinhalt:
Der amerikanische Marine-Offizier Pinkerton hat sich in die 15-jährige Cio-Cio-San verliebt. Die beiden feiern eine Hochzeitszeremonie nach japanischer Sitte. Für den Amerikaner ist das Ganze eine unterhaltsame und exotische Affäre – für die junge Geisha Cio-Cio-San, genannte Butterfly (Schmetterling), ist es die große Liebe. Pinkerton muss wieder zurück in die USA und Cio-Cio-San wartet jahrelang sehnsüchtig auf seine Rückkehr.
Sie erzieht den gemeinsamen Sohn mit großer Liebe und erzählt dem heranwachsenden Kind viel vom Vater, der bald wieder kommen wird. Als sein Schiff ankommt ist Cio-Cio-San ist außer sich vor Freude über das Wiedersehen. Doch Pinkerton ist nicht alleine zurück nach Japan gekommen. Er hat seine amerikanische Frau mitgebracht und will sein Kind holen. Butterfly muss erkennen, dass er sie nur als Freudenmädchen betrachtet hat. Sie fühlt sich entehrt und gedemütigt und begeht mit dem Dolch ihres Vaters Harakiri. Die entscheidenden Worte, die sie vor ihrem Tod ausspricht, sind: „Ehrenvoll sterbe, wer nicht länger mehr leben kann in Ehren.“ Es ist die Inschrift auf dem Dolch ihres Vaters, der vor vielen Jahren ebenfalls den Freitod gewählt hat.
In Kassel erwartete uns eine etwas eigenwillige Interpretation dieser Oper.
Zunächst ein Zitat aus der Frankfurter Rundschau:
Bei der Kasseler Neuinszenierung von Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“ wird diese Oper ziemlich dekonstruiert. Regisseur Jan-Richard Kehl macht daraus einen Opernabend über Traumatisierungen. Diesem Konzept fällt zwar die Handlungslogik zum Opfer, dafür ergeben sich aber spannende Einsichten.
Bitte, was???
Wenn man in eine Oper geht weiß man in der Regel mehr oder weniger vorher, um was es inhaltlich geht. Denn das gesungene Wort – ob in Deutsch oder Originalsprache – ist jeweils schlecht zu verstehen. Heutzutage gibt es ja oftmals eine Einführung vor Beginn der Oper, aber nicht um die Musik oder den Inhalt zu erklären, nein, die abstrusen fragwürdigen Einfälle der Regisseuren sollen dem geneigten Publikum näher gebracht werden. Einige wenige unserer Gruppe nahmen auch um 19.00 Uhr im Staatstheater an einer Einführung teil, und konnten daher auch dem seltsamen Geschehen auf der Bühne besser folgen. Der Pressefritz der FAZ hat wohl an keiner Einführung teilgenommen – er sprach von einer kryptisch schwer zu verstehenden fragwürdigen Aufführung. (Womit er recht hatte!)
Im Programmheft ist von einer Vermischung von Zeit und Geschichte die Rede. Die Figur der Madame Butterfly wird gedoppelt: einmal als Butterfly Cio-Cio-San und einmal als Butterflys Seele oder Geist, die als junge Frau in erster Linie körperlich präsent ist und stumm agiert, während die singende Cio-Cio-San in verschiedenen Lebensphasen erscheint –  zwischen eleganter amerikanischer Dame, als atomar verseuchte, gealterte Frau und als alte Frau mit Strickmütze und Pelzmantel.

An den wundervollen Stimmen gab es nichts zu kritisieren, allen voran die irische Sopranistin Celine Byrne als singende Butterfly Cio-Cio-San. Immerhin sprach der schwedische Dirigent Joakim Unander von einem gelungenen mutigen Konzept. Na gut.
Bei der Premiere sollen einige Zuschauer in der Pause gegangen sein und und am Ende habe es Buhrufe für den Regisseur gegeben. Ich wäre auch gegangen. Oder hätte die Augen geschlossen um nur Puccinis Musik zu lauschen.
Man spricht heutzutage in Deutschland bei den meisten Operninszenierungen von „Regietheater“, das heißt, es wird vom eigentlichen Werk abgelenkt, der Regisseur macht was er will, verlegt die Handlung willkürlich an andere Orte und in andere Zeiten – Sex, Blut und Crime inbegriffen. Und das, um zu provozieren und um Aufmerksamkeit zu erregen. Und die Musik? Keiner spricht von der wundervollen Musik, um die geht’s doch in erster Linie, oder?

Giuseppe Verdi wohnte zu Lebzeiten jeder Opernprobe bei und wenn seinen Anweisungen nicht befolgt wurden, klopfte er mit seinem Stock wütend auf die Bühne. Er würde sich im Grab umdrehen, wenn er seine „Aida“ als Putzfrau oder „Traviata“ als Domina erleben müsste.
Auch die „Carmen“ in Wiesbaden war schon sehr grenzwertig: als sich zu Beginn der Vorhang hob, dachte man zunächst, dies sei verfrüht, denn Herren im Blaumann und Damen in Leggins bevölkerten die Bühne. Aber ein, das waren Carmens Zigeuner!

Warum machen die Sänger das mit? Anna Netrebko, sonst nicht so zimperlich, hat die Zusammenarbeit vor einiger Zeit mit dem berühmt-berüchtigten Regisseure Hans Neuenfels in München verweigert – sie kann sich das leisten. Wagen das andere Akteure nicht?
Aber es gibt Hoffnung: es ist zu lesen, dass traditionelle Opernaufführungen wieder auf dem Vormarsch seien, dann mal los.
Das ist meine Meinung!
Gisela Schmiedel

Neujahrsvarieté der OVAG-Gruppe am 27. Januar 2019 in Bad Nauheim

Neujahrsvarieté der OVAG-Gruppe am 27. Januar 2019 in Bad Nauheim

Fast 100 Mitglieder des Kulturrings sahen auch in diesem Jahr wieder eine grandiose Vorstellung im historischen Jugendstil-Theater des Luxushotels DOLCE. Der Run auf die Karten zeichnete sich schon bald nach der ersten Veröffentlichung des Theaterprogramms ab: innerhalb von 4 Wochen waren die 45 bestellten Karten für das Varieté ausverkauft, sodass noch einmal nachbestellt werden musste Das Theater verfügt über 720 Sitzplätze und bietet 250 Quadratmeter Bühnenfläche. Im Bad Nauheimer Kurpark gelegen gehört das Dolce zur größten Hotelkette der Welt: Wyndham-Worlwide-Hotel Group USA und umfasst über 9.000 Hotels und 20 Hotelmarken, darunter bekannte Marken wie Ramada und TRYP-Hotels. Zwei Jahre lang firmierte das Hotel unter dem Namen Conparc Hotel & Conference Centre – es kehrte im vergangenen Jahr aufgrund komplizierter Eigentums- und Rechtsverhältnisse wieder zu seiner vorherigen Dachmarke „Dolce“ zurück .
Die Show war wieder einzigartig – eine faszinierende Darbietung. Ein außergewöhnlicher Mix aus atemberaubender Akrobatik und packender Unterhaltung brachten uns zum Staunen, Lachen und Zittern. 45 Artisten aus 14 Nationen zeigten während des gut dreistündigen Programms ihre Kunst.
Am Ende gab es lang anhaltenden Beifall und stehende Ovationen, als sich die Künstler alle noch einmal vor dem begeisterten Publikum verneigten.
Folgende Künstler/innen traten in diesem Jahr auf:
– Strahlemann & Söhne – Tempogeladene Partner-Jonglage
– Romina Micheletty -Verblüffende Balance
– X-treme Brothers – Hand-auf-Hand-Akrobatik.
– Sven & Jan Waghalsige Rollschuh-Artistik.
– Duo Yingling – Poetische Antipoden-Akrobatik.
– The Jasters – Messerwer
– Daniel Diorio’s Splitglobe – Fahrt in der offenen Motorrad-Kugel.
– Black Blues Brothers aus Kenia – rasante Akrobatik-Performance z
– Katrin Weißensee (Deutschland)Sandmalerei
– Alessio Fochesato – Unglaubliche Papageien-Dressur.
– Nguyen Thi Thu Hiep & Ma Hoang An – Trapezkünstler in schwindelerregender Höhe

Am Ende gab es lang anhaltenden Beifall und stehende Ovationen, als sich die Künstler alle noch einmal vor dem begeisterten Publikum verneigten.

Hurra, hurra der Pumuckl war da

Hurra, hurra der Pumuckl war da

haben wir am Sonntag, den 11.11.2018 im Stadttheater Gießen gesehen.

Wir hatten unseren Spaß mit diesem rothaarigen Wirbelwind. Die Fernsehserie mit Pumuckl und dem Schreinermeister Eder, in dessen Münchener Werkstatt der kleine Nachfahre der Klabautermänner gestrandet ist, begeisterte vor gut 40 Jahre jung und alt.  Das Musical beinhaltet 3 Geschichten aus der TV-Serie: »Spuk in der Werkstatt« (die erste Folge der TV-Serie), »Das Schlossgespenst« und »Der große Krach« . Es war eine gelungene Idee des Theaters, den Pumuckl zu verdoppeln: ist Pumuckl sichtbar, und das bekannterweise ja nur für Meister Eder, verschmilzt der Darsteller mit einer von ihm geführten großen Handpuppe, die sofort verschwindet, wenn Besucher kommen.

Dann sorgt der kleine freche Kobold für manchen Schabernack zwischen den Sägespänen und der verblüfften Nachbarschaft. „Spahn oder nicht Spahn, das wird bald die Frage“, sagte er zum Beispiel und sprang in die gerade zusammengefegten Sägespäne. Tom Schimon spielte den liebenswerten Pumuckl so überzeugend, dass man tatsächlich auch noch Mitleid mit dem kleinen Kerlchen bekam, als als er vom vielen Pflaumenessen Bauchweh bekam und – „Pups“ – herzergreifend nach seinem „Meister Ederer“ rief, der ihm auch gleich eine Wärmflasche auf sein Bäuchlein legte. Aber die nächsten Streiche ließen nicht lange auf sich warten. „Ich bin der Edle Pu von Muckl“ sang er und stibitzte heimlich wieder die Utensilien von Eders Kundschaft.
Als es Meister Eder dann doch zuviel wurde, schmiss er den Pumuckl aus seiner Werkstatt, um ihn kurz darauf wieder schmerzlich zu vermissen. Und tatsächlich schlich sich hier und da ein Tränchen in die Augen der Zuschauer, der sich kleine Klabautermann todtraurig auf die Suche nach einem anderen Schreinermeister machte. Aber Ende gut – alles gut: reumütig holte der Meister Eder seinen geliebten Pumuckl wieder zurück und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.

Der Bariton Tomi Wendt, langjähriges Ensemblemitglied des Gießener Theaters, spielte überzeugend den grantigen Meister Eder. Als Münchner dürfte ihm der bayerische Dialekt keine Schwierigkeiten bereitet haben.
Tom Schimon verbrachte eine Glanzleistung als Pumuckl, wenn er mit einer großen Handpuppe auf einem Bürostuhl umher flitzt, um seinen Schabernack zu treiben. Das war so clever gemacht, dass man manchmal nicht wusste, wem die Beine gehören, auf denen der Pumuckl herumtollte: zum Schauspieler oder zur Puppe. Dazu musste Tom Schimon ja auch noch ständig die Puppe entsprechend bewegen und mit Koboldstimme sprechen. Und wie es sich für ein Musical gehört: er muss auch singen zur Dicken-Backen-Musik aus dem Orchestergraben. „Kobold-Tenor“ nannte Tom Schimon die Stimmlage.

Am Staatstheater Kassel haben wir Tom Schimon übrigens in einer Hauptrolle („Riff“ – Anführer der Jets) in dem Musical „West Side Story auf der Bühne erlebt. Andreas Kowalewitz, der Dirigent dieses Musicals hat dieses auch bei der Uraufführung am Münchener Gärtnerplatztheater dirigiert.
Der Pumuckl war gut –
Danke an Frau Muth
die alles organisieren tut.
Das reimt sich und was sich reimt, ist gut. Sagt der Pumuckl.
Ein Kinderstück – ja , aber 57 Erwachsene haben sich auch köstlich amüsiert in diese grandiose Vorstellung.
GS

Mala Vita – Giordano trifft auf Gesualdo – Oper von Umberto Giordano im Stadttheater Gießen

Mala Vita – Giordano trifft auf Gesualdo – Oper von Umberto Giordano im Stadttheater Gießen

Wie in jedem Jahr, so hat auch in diesem Jahr die Intendanz wieder eine selten gespielte Oper auf dem Spielplan: Mala Vita – Giordano trifft auf Gesualdo. Umberto Giordano, den Komponisten der Oper kennen wir. Seine schöne und berühmte Oper Andrea Chenier haben wir vor 10 Jahren bereits in Gießen gesehen. Aber wer ist Gesualdo? Don Carlo Gesualdo da Venosa, geb. 1566, also 300 Jahre vor Giordano, war ein italienischer Fürst und Komponist – und Mörder!
Interessante Geschichte: Er erdolchte in seinem Palast in Neapel seine Frau und ihren Liebhaber. Auch die kleine Tochter – Vaterschaft unklar! – mußte sterben. Ehrenmorde unter Adligen wurden damals nicht gesühnt, trotzdem floh Gesualdo um der Rache der Familien zu entgehen. 1591 trat er sogar die Nachfolge seines Vaters als Fürst von Venosa an. 1594 heiratete er erneut und verbrachte mit seiner zweiten Ehefrau zwei Jahre in Ferrara. In dieser Zeit entstand vermutlich ein Großteil seiner Kompositionen. Danach zog er sich erneut auf sein Schloss zurück. Nachdem 1600 das einzige Kind aus seiner zweiten Ehe gestorben war, verstärkten sich Gesualdos Depressionen und er wandte sich der Komposition von geistlicher Musik zu.

Diese erste Vorstellung in der Theatersaison 2018/2019 sahen wir am Sonntag, den 14.10.2018 im Gießener Theater. Wir erlebten eine wunderbare Aufführung mit herrlichen Stimmen. In der Rolle des Färbers Vito debütierte der Tenor Deniz Yilmaz am Stadttheater. Ebenfalls zum ersten Mal ist Angela Davis als Cristina in Gießen zu erleben. In weiteren Rollen hörten wir Grga Perso, Florian Spies und Marie Seidler sowie den stimmgewaltigen Chor und Extrachor des Stadttheaters.

Die Handlung spielt in den Slums von Neapel.
Der Färber Vito hat in einem Gebet geschworen, eine Prostituierte zu heiraten, wenn er von der Tuberkulose geheilt wird. Vor einem Bordell begegnet er der Prostituierten Cristina, erklärt ihr seine Liebe und verspricht, sie zu heiraten. Ganz nebenbei unterhält er aber auch eine Beziehung mit der verheirateten Amalie, deren Ehemann ebenfalls ein Freier Cristinas ist. Amalia versucht vergeblich, Cristina von einer Heirat mit Vito abzubringen. Als es Amalia gelingt, Vito erneut zu verführen, schickt dieser die verzweifelte Cristina wieder in ihr Bordell zurück.
Die Kurz-Oper wurde erweitert durch eingefügte Madrigale von Carlo Gesualdo, die von einem sechsstimmigen Chor vorgetragen wurden. In den Renaissance-Kostümen bildeten die Sänger des Gesualdo-Ensembles auch optisch einen deutlichen Kontrast zu der Garderobe der Opernfiguren im italienischer Chic der 60er Jahre.
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.

Die Affäre Rue de Lourcine

Die Affäre Rue de Lourcine

Am 8. Februar 2018 besuchte der Kulturing Allendorf diese  Komödie von Eugéne Labiche im Stadttheater Gießen. In der Gießener Allgemeinen Zeitung wird „Die Affäre Rue de la Lourcine“ als eine gut gemachte irrwitzige Enthüllungskomödie bezeichnet, die jede Menge Spaß macht. Eugéne Labiche beschrieb in seinen vielen Komödien die Abgründe und geheimen Träume, die oft hinter ehrenwerten Fassaden stecken.

Kurzinhalt:
Hauptdarsteller Lenglumé erwacht nach einem feucht-fröhlichen Klassentreffen neben seinem Schulkameraden Mistingue ohne Erinnerung an die Ereignisse der letzten Nacht. Aus der Zeitung erfahren sie von einem Mord an einer jungen Kohlenschlepperin in der vergangenen Nacht. Unterstützt von einer Reihe von Indizien kommen die beiden zum Schluss, dass sie im Rausch den Mord begangen haben. Nun versuchen die beiden mit grotesken Rettungsversuchen einen drohenden Skandal abzuwenden. Am Ende finden sie heraus, dass die Zeitung 20 Jahre alt ist und sie gar nicht die Mörder sein können!

Roman Kurtz (Mistingue) ist seit 2001 festes Ensemblemitglied am Stadttheater Gießen und wir haben ihn schon in zahlreichen Rollen gesehen. Aber noch nie mit einer so seltsamen kurzen Ponyfrisur – die steht eigentlich nur Mister Spock. Und auch Pascal Thomas, der ansonsten smarte Lockenkopf aus dem Schauspielerensemble war in der Rolle des Dieners Justin mit schütteren Haaren kaum wiederzuerkennen.

Mehrfach verschwand er durch eine der vielen Türen und wie durch Zauberei trat er sofort durch die gegenüberliegende Tür wieder ein. Ein weiterer Gag war die Einbeziehung der Souffleuse in die Handlung. Tom Wild – neu am Theater – spiele überzeugend den Volltrottel Lenglumé.

Was für ein Theater, das turbulente Geschehen auf der Bühne glich einem Hexenkessel und einige Regieeinfälle waren doch etwas grenzwertig in dieser wort- und temporeichen Inszenierung. Im Sinne des Dichters – Eugéne Labiche – wurden zwischendurch von einem Darsteller witzige zweideutige und satirische Lieder (Couplets) vorgetragen. Warum dafür das Streichertrio – jeweils immer anders gewandet – in einem großen Himmelbett spielte, konnten wir uns auch nicht erklären. Dem 90minütigen Einakter hat man eine Pause aufgedrückt, noch dazu mitten in einem Lied.

Schlüssigerweise wurde gleich nach der Unterbrechung wieder weitergesungen und so sorgte man für einen perfekten Übergang. Als jahrzehntelanger Kunde des Theaters hatten wir wieder die besten Plätze in den vordersten Reihen und konnten so das Spectaculum hautnah miterleben. „Ist ́s vorüber, lacht man drüber“ was das letzte Lied. Zum Schluss gab es höflichen Beifall und – ja doch – wir lachten auch.

Dirty Dancing in der Alten Oper, Frankfurt

Dirty Dancing in der Alten Oper, Frankfurt

Das war wieder ein Highlight der Extraklasse. Das Interesse an dem Musical war groß und so fuhren wir am Samstag, den 06.01.2018 wieder mal mit 2 Bussen der Firma Plus Bus Tours Heiko Lich nach Frankfurt in die Alte Oper. Mitreißende Tanzeinlagen, unsterbliche Songs und eine wundervolle Geschichte über die erste Liebe – das sind die Zutaten, die den Film so erfolgreich haben werden lassen und die auch dafür sorgen, dass das Musical viel Spaß und Freude macht.

Die Handlung (Kurzfassung)
DIRTY DANCING spielt im Sommer 1963 im Ferienresort Kellermanns in New York. Die schüchterne Frances „Baby“ Houseman langweilt sich unter den Erwachsenen im Urlaub mit ihren Eltern, bis sie ihr Herz an den anziehenden Tanzlehrer und Showtänzer des Hotels Johnny Castle verliert. Es folgt ein Auf und Ab der Gefühle, Konflikte und Probleme müssen sowohl zwischen den Jugendlichen wie auch zwischen den Generationen gelöst werden. Der Satz am Ende des Musicals „Mein Baby gehört zu mir“ ist genauso legendär wie Johnys übermütiger Sprung von der Bühne und die Hebefigur mit seinem „Baby“!

Der Profi-Darsteller Mate Gyenei in der Rolle des Tanzlehrers Johnny hat eine achtjährige Latein- und Standard-Tanzausbildung absolviert sowie sechs Jahre ungarischer Volkstanz, Stepp, Ballett und Akrobatik. Vor seiner Musical-Karriere spiele er in der 3. Fußballliga in Ungarn. Anna Louise Weihrauch in der Rolle von „Baby“ Frances Housemann sammelt vor ihrer Musical-Karriere Bühnenerfahrungen in Gastrollen wie z.B. in „Verbotene Liebe“. Es wird deutsch gesprochen in dieser Inszenierung, aber weitgehend englisch gesungen – denn was wären die Hits „Do You Love Me“, „Hungry Eyes“ oder gar „Time Of My Life“ ohne den Originaltext.

Fazit: Wir waren begeistert – am Ende hielt es keinen mehr auf den Plätzen und es gab zu Recht für alle Mitwirkenden tosenden Applaus.

Ein Herbstmanöver“ – Operette von Emmerich Kalman

Ein Herbstmanöver“ – Operette von Emmerich Kalman

Am Sonntag, den 5.11.2017 sahen wir im Stadttheater Gießen die Operette „Ein Herbstmanöver“ von Emmerich Kalman. Mit einem turbulenten Abenteuer aus dem Leben der Husaren begann die Karriere des ungarischen Komponisten. Feurige Märsche ebenso wie leidenschaftliche Zigeunerweisen deuteten bei der Uraufführung 1909 im Theater an der Wien auf die spätere Welterfolge wie DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN und GRÄFIN MARIZA hin. In der fast dreistündigen Inszenierung des ungarischen Regisseurs Baláz Kovalik erlebten wir in Gießen eine turbulente Aufführung. Beláz Kovalik hat aus der Urfassung eine neue, durchaus gelungene Giessener Fassung erstellt.

Die Handlung um einen von der Liebe enttäuschten Offizier, der zwischen zwei Frauen steht, spielt am Vorabend des Ersten Weltkriegs.
Ein Husarenregiment hält in der Puszta nahe beim Schloss der Baronin Riza ein Herbstmanöver ab. Die Schlossherrin Riza weiß, dass daran auch ihr ehemaliger Geliebter Lörenthy teilnimmt. Und dieser lässt nichts unversucht, um seine einstige Liebe wiederzugewinnen. Als sich ihre Wege kreuzen, plant Lörenthy ein Exzess: „Tanzen wie ein Schneidergeselle, trinken wie ein Bürstenbinder“.

Mit viel Witz und auch Sarkasmus nahm die Operette ihren Lauf. Trotz einiger Stilbrüche war es eine sehr unterhaltsame Aufführung. Aktuelle Seitenhiebe auf Air Berlin und die Titanic gehörten auch dazu. Das Orchester unter der bewährten Leitung von Michael Hofstetter spielte manchmal etwas zu laut, so dass man die Sänger nur schwerlich verstehen konnte.
Den Neuzugang am Giessener Theater, der Kroate Grga Peros in der Rolle des Oberleutnants Lörenthy hatten wir vor wenigen Wochen erst als Don Giovanni in der gleichnamigen Oper erlebt. In dem Altknecht Bence erkannte langjährige Theaterbesucher den inzwischen 82jährigen Rainer Domke, der von 1961 und 2001 Ensemblemitglied am Stadttheater war.

Eine Augenweide waren auch Tänzer der Tanzcompagnie unter der Leitung des Gastchoreographen Leo Mujic. Sie wirbelten über die Bühne, als hätten sie Gummi in den Gelenken. Mujic wird von internationalen Kritikern als hochbegabter Choreograph gefeiert und gastierte
weltweit an großen Bühnen.
Der kräftigte Applaus am Ende der Vorstellung zeigte, dass die Zuschauer mit der Vorstellung mehr als zufrieden waren.

Fotos : Rolf K. Wegst, Stadttheater Gießen.