Der Kulturring Allendorf/Lda. beteiligte sich am 29. Juni 2024 an der Aktion „Kultur im Fluss“ mit einer Führung auf der Burg Nordeck. Der erste Vorsitzende Herwig Stein konnte auf dem Burggelände über 80 interessierte Mitbürger begrüßen

Der Kulturring Allendorf/Lda. beteiligte sich am 29. Juni 2024 an der Aktion „Kultur im Fluss“ mit einer Führung auf der Burg Nordeck. Der erste Vorsitzende Herwig Stein konnte auf dem Burggelände über 80 interessierte Mitbürger begrüßen

 

Die Führung leitete der Allendorfer Historikers Peter Kreuter, der uns mit seinem großen Wissen über die Familien von Nordeck zu Rabenau beeindruckte.
Bauherr der Burg Nordeck waren vermutlich die Grafen von Gleiberg, um 1150 gelangte die Burg in den Besitz der Adelsfamilien von Nordeck, die sich später in mehrere Linien teilte. Nach dem Erwerb bedeutender Besitzungen in der Rabenau nannten sie sich fortan „von Nordeck zu Rabenau“ Im 13. JH waren die Landgrafen von Hessen die Besitzer und von 1371-1488 war die Burg Lehen
der „Milchlinge zu Treis“ und von 1526 bis 1831 Lehen der „Rau von Holzhausen“. 1897 erfolgte der Verkauf der Burganlage an Luise Margarete Molineus geb. von Schutzbar aus Treis.
Wenige Jahre später, 1906, hat Alice Freifrau von Nordeck zur Rabenau die Stammburg ihrer Familie zurückgekauft. Alice und Luise sind Töchter des Grafen Adalbert von Nordeck zur Rabenau (1817-1892) dem Erbauer von Schloss Friedelhausen. Tochter Luise heiratete Karl Viktor Bogislav Graf von Schwerin. Durch diese Ehe kamen die hessischen Erbgüter derer „von Nordeck zur
Rabenau“ bis heute in den Besitz des Grafen von Schwerin zu Friedelhausen. Zudem waren Luise und Alice sowie die zweite Ehefrau von Graf Adalbert, Gräfin Julie von Wallenberg, Gönnerinnen des Dichters Rainer Maria Rilke, der auf Einladung der Gräfinnen in Londorf weilte. Seine Sehnsucht nach dem Sommer in Rabenau verarbeitete Rilke oft noch danach in Briefen und
Gedichten:
Ich denke oft an die Quellen, die in den grünen Wiesen sind und sehe Londorf und den lieben alten Garten,
der seine gleichen altmodischen Sommerblumen unter ihrem Schutze vertrauensvoll auftut und Sommer hat überall.
Sommer, der als Duft zittert, Sommer, der als große, unzählbare Stunde auf der Sonnenuhr steht,
Sommer, der sich spiegelt in der schattigen lieben, unvergesslichen Fontäne.

Im Burggarten zeigte uns Peter Kreuter zunächst 2 leider nicht mehr lesbare Grab- und Gedenkplatten, so von Ferdinand Freiherr von Nordeck zur Rabenau (1837–1892) und seiner Tochter Evamaria (Maja) Freiin von Nordeck zur Rabenau verheiratete Müller Molner. Maja war u.a. Tänzerin am Stadttheater Gießen, später Berlin. Sie war die Erbin von Schloss Buseck, nachdem ihr Bruder Götz-Eberhard 1944 in Frankreich von Partisanen erschossen wurde. Ein Gedenkstein an Götz-Eberhard befindet sich ebenfalls auf dem Burggelände. Maja verkaufte 1971 das marode Schloss Buseck an das Land Hessen. In den Besitz von Schloss Buseck kam das
Haus Nordeck 1829 durch Einheirat.

Nächste Station war die Burgkapelle aus dem 12. JH. die damit zu den ältesten Sakralbauten der Region gehört. Ein Wappen über dem Eingang weist auf die Umbaumaßnahmen der “Rau von Holzhausen“ Anno 1708 hin (Namensgeber für den Ort Rauischholzhausen).
Im Inneren der schönen kleinen Kapelle erklärte uns Peter Kreuter ausführlich die Zusammenhänge zwischen Winnen, Nordeck und Wermertshausen, die jahrhundertelang zum Kirchspiel Winnen gehört haben. Die Gerichtsbarkeit hatte ihren Sitz in Treis und im Diebsturm der Burg am Wasser soll so mancher Übeltäter eingesessen haben. Zum Gottesdienst gingen die Wermertshäuser rund 5
KM durch den Wald Richtung Nordeck zur Winner Kirche. Den Namen „Totenweg“ hat dieser Weg bis heute, weil die Verstorbenen für Beerdigungen nach Winnen gebracht wurden. Streitigkeiten wegen Zuständigkeiten und Kosten blieben nicht aus.
Aber erst 2011 endete die Geschichte des Kirchspiels Wermertshausen-Winnen-Nordeck nach 435 Jahren.
Auf der Emporenbrüstung der Kapelle sieht man die Wappen derer „von Nordeck“ und „von Schwerin“, dahinter im Patronatsstuhl die Wappen „von Schwerin“ und „von Eulenburg“: Alexandrine von Eulenburg, Ehefrau von Eberhard Graf von Schwerin.

Unsere Führung endete im Burghof. Sehenswert ist dort der Ziehbrunnen sowie der stattliche Bergfried. Leider war der Rittersaal wegen Renovierung nicht zugänglich. Es ist daher geplant, die Führung zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen. Thema wird dann auch die neuzeitliche Verwendung der Burganlage sein.
Zum Schluss bedankte sich H. Stein bei Peter Kreuter für die überaus interessante Führung.

G. S.

sämtliche Bilder: Kulturring

Innenhof

 

 

 

 

 

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