GOOD BYE, LENIN – Vorstellung am 11. Februar 2025 in der Weilburger Stadthalle („Mit Honecker eingeschlafen und mit Kohl aufgewacht“)
Nach der Geierwally im Jahr 2023 besuchten wir mit interessierten Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Kulturrings am 11. Februar eine neue Aufführung in der Weilburger Stadthalle. Gewohnt sicher „chauffiert“ durch Plus Bus-Tours fuhren wir in die Weilburger „Alte Reithalle“, so benannt nach dem früheren Viehhof des ehemals fürstlichen Schlosses. Dort präsentierte die Burghofbühne Dinslaken – im Übrigen das kleinste Landestheater in NRW – das Schauspiel „Good Bye, Lenin“ nach dem gleichnamigen Film von Wolfgang Becker und Bernd Lichtenberg.
Der Film aus dem Jahr 2003 ist eine Familien- und Zeitgeschichte, die das Jahr der Wende umspannt und die Geschichte von Alex Kerner erzählt, der in Ostberlin lebt. Kurz vor dem Mauerfall im Oktober 1989 fällt seine Mutter Christiane, eine überzeugte Sozialistin, ins Koma und „verschläft“ die radikale Veränderung des Landes. Um ihre angeschlagene Gesundheit zu schützen, versucht Alex ihr mit allen Mitteln die Illusion zu erhalten, sie lebe nach wie vor in der alten DDR. Viele von uns kannten den preisgekrönten Film bereits und waren gespannt auf die Umsetzung der Handlung auf einer Theaterbühne.
In der leider nicht ganz ausverkauften Stadthalle sahen wir „Good Bye, Lenin“ als Ensemblestück mit gut aufgelegten Darstellern, die auf unseren Plätzen im Parkett auch akustisch gut zu verstehen waren. Wer Vergleiche anstellen mochte zu „Good Bye, Lenin“ als Film, musste sich möglichweise mit dieser Bühnenversion erst anfreunden. Aber die Umsetzung des Themas durch die wandlungsfähige Schauspieltruppe aus Dinslaken war gelungen. Man darf nicht außer Acht lassen, dass der Originaltext mit seinen vielen Orts- und Zeitwechseln natürlich mit filmischen Möglichkeiten ganz anders inszeniert werden kann. Alle Requisiten auf der Weilburger Bühne (bis auf eine Bank) waren original aus der DDR. Ansonsten bestand das Bühnenbild aus nichts als einer riesigen, variablen grauen Mauer, vor der die Akteure mit einfallsreichen Stilmitteln das alte Leben im Sozialismus sowie das hektische Bestreben zum Erhalt der Schein-DDR zeigten. Das Ensemble brachte dem Zuschauer lebendig nahe, wie sehr Alex, dem Hauptakteur des Stückes, daran gelegen ist, für seine Mutter „den Osten“ zu erhalten. So konnte das Publikum beispielsweise auf unterhaltsame Weise dabei zusehen, wie er verzweifelt versucht, für die kranke Christiane die geliebten Spreewaldgurken zu organisieren. Oder wie er ihr per Fernsehen falsche Nachrichten vorgaukelt (alternative Fakten würde man heute leider dazu sagen), die von den Darstellern teilweise in Honecker-Manier sächselnd auf die Bühnenwand projiziert wurden. Humorvolle und zugleich berührende Situationen wurden von den Darstellern in Balance gehalten, denn in dem Bühnenstück werden auch die ernsten Themen der Wiedervereinigung nicht ausgespart. So fungierten weitere Darsteller auf der Bühne, die Hausgemeinschaft der Familie etwa oder Christianes Kollegen, als Chronisten und zeigten die Tragik vieler Menschen zu jener Zeit in der DDR: den Verlust von Heimat, Arbeit und Lebensleistung.
Die Aufführung in Weilburg endete mit herzlichem Applaus und wir schlossen uns dem gerne an. Wir dürfen gespannt sein, ob das Weilburger Programm auch im kommenden Jahr etwas Interessantes für uns bereithält.
Bericht: E.Z.
Bilder: B.W.